Silvesterangst bei Tieren
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und damit rückt auch Silvester näher. Für Haustier-Besitzer bedeutet der Jahreswechsel eine Herausforderung. Schließlich kommen viele Tiere mit der Knallerei an Silvester nicht gut zurecht - und es liegt an ihren Haltern, ihnen die laute, beunruhigende Zeit so einfach wie möglich zu machen.
Dabei ist es nicht nur die laute Geräuschkulisse, die Haus und Wildtiere verschreckt. Hinzukommt auch der Brandgeruch, den Böller und Raketen in der Luft hinterlassen. Kommen ihre sensiblen Sinne den Tieren im restlichen Jahr zugute, bedeutet diese extreme Wahrnehmung der Umgebung an und um Silvester einen Nachteil.
Für die meisten Tiere ist die Silvesterknallerei ein wahrer Alptraum, sagt Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund. Dabei sind nicht nur Hunde, Katzen, Vögel oder Pferde betroffen, sondern auch exotischere Tiere: So können etwa auch Reptilien unter dem Lärm in der Silvesternacht leiden - selbst wenn sie sich um den Jahreswechsel herum in der Winterstarre befinden.
Während sich Landschildkröten in ihrer Winterruhe kaum stören lassen, kann Raketen- und Böllerlärm etwa für Leopardengeckos Stress bedeuten: Ihre Winterruhe ist leichter, eine Störung kann bei ihnen zu Probleme mit dem Hormonhaushalt oder dem Energiestoffwechsel führen. Und auch wenn Schlangen über keinen Hörsinn verfügen, spüren sie dennoch Schwingungen, die Silvesterfeuerwerk verursacht, wie Tierarzt Thomas Steidl erklärt.
Bereits einige Tage vor der Silvesternacht sollten Halter Käfige und Terrarien mit Tüchern abdunkeln und dafür sorgen, dass die Tiere sich dort verstecken könnten, rät der Deutsche Tierschutzbund. Zudem sollten Tiere auch ein paar Tage vor Silvester nicht mehr aus ihren Terrarien genommen werden. Wichtig sei auch, Tiere an Feiern zum Jahreswechsel nicht teilnehmen zu lassen. Es gibt beispielsweise einen Fallbericht von einer Schlange, die aus Versehen mit dem Partymüll entsorgt wurde. Die Halter hatten ihr Tier bei Feierlichkeiten aus dem Terrarium genommen. So etwas sollte außer Frage stehen, so Pommerening.
Beruhigen und belohnen
Einen Rückzugsort zu schaffen, ist für Hunde und Katzen ebenso wichtig wie für exotischere Tierarten. Abgedunkelte Fenster und Räume helfen auch ihnen. Bei Vögeln ist es zudem ratsam, abgehängte Käfige in Zimmer zu stellen, die nicht zur Straße hinausgehen. Wer etwa Schildkröten, Kaninchen und andere Kleintiere im Garten hält, muss unbedingt darauf achten, dass keine Feuerwerkskörper in Außengehegen landen. Von besonderer Bedeutung sei jedoch, dass die Besitzer ihre Tiere nicht alleine lassen, wenn Hund, Katze und Co. Panik oder sogar Todesangst beim lauten Jahreswechsel verspüren, betont Pommerening.
Der Mensch kann sich aber auch zu sehr um sein Tiere kümmern und noch mehr Stress verursachen: So kann beispielsweise ein angespannter Hundebesitzer, der um die Silvesterangst seines Vierbeiners weiß, die eigene Nervosität auf sein Tier übertragen, wie Tierarzt Steidl sagt. Daher müsse der Halter ruhig bleiben und entspannt auf seinen Hund wirken. Was am besten beim eigenen Tier wirkt, müsse jeder Halter selbst herausfinden. Regiert das eigene Haustier jedoch außerordentlich panisch, kann auch der Tierarzt mit beruhigenden Medikamenten weiterhelfen, fügt der Fachmann hinzu.
Für besonders sensible Tiere hat der Deutsche Tierschutzbund einen ungewöhnliche Vorschlag: So können Halter im Beisein ihres Tieres etwa Audio-Aufnahmen von Silvester- Geräuschen abspielen und die Lautstärke dabei erhöhen. Bleibt der eigenen Vierbeiner ruhig, winkt eine Belohnung - und das Tier assoziiert die Geräusche mit etwas Positivem wie dem Leckerli. Allerdings funktioniert diese Methode nicht langfristig: Beim nächsten Silvesterfeuerwerk können die Tiere wieder panisch reagieren.
Rückzug in die Tiefen des Waldes
Auch wer selbst keine Tiere hat, sollte überlegen, ob es das große, laute Feuerwerk sein muss: Schließlich leben auch Wildtiere in der Umgebung von Menschen. Vom Eichhörnchen im Baum bis hin zum Igel, der im Gestrüpp in seinem Bau den Winter verschlafen möchte - werden sie durch Silvesterknallerei aufgeschreckt, müssen die Tiere ihren Stoffwechsel schlagartig hochfahren, um fliehen zu können, wie Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtierstiftung erklärt. Dabei werde Energie verbraucht, die eigentlich für das Überleben im Winter sorgen soll, und sich nicht einfach ersetzen lässt.
Die Silvesterfeierlichkeiten können für manch ein Tier sogar tödlich enden: Vögel geraten durch Stress und Angst in Panik und versuchen zu fliehen. Dabei verlieren sie leicht die Orientierung, und gerade die Singvögel fliegen zum Beispiel gegen Häuser, Fensterscheiben oder Autos, so Calvi.
Wildtiere, die im Feld oder im Wald leben, hätten es da besser. Hirsche, Rehe oder Wildschweine ziehen sich demnach beim Silvesterlärm so tief in den Wald zurück, dass sie kaum mehr als ein Donnergrollen in der Ferne hören. Grundsätzlich gilt also für Tierliebhaber auch in diesem Jahr: Wer nicht mitböllert, tut anderen Lebewesen etwas Gutes.
Lisa Konstantinidis (KNA)
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