Ein Engel für jeden
In Deutschland ist der Glaube an Engel, besonders an Schutzengel weit verbreitet und löst teilweise den Glauben an Gott ab – so etwa in Ostdeutschland, wo 36 Prozent der Menschen an Engel, aber nur 26 Prozent an Gott glauben. Insgesamt jeder Zweite glaubt einer Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge an einen persönlichen Schutzengel. An die Auferstehung Jesu glaubten 2019 dagegen nur noch 61 Prozent der Katholiken und 59 der Protestanten.
Wer im Internet nach Schutzengeln sucht, wird vor allem mit esoterischen Angeboten überhäuft, wie man Kontakt zu seinem Schutzengel aufnimmt, seinen Namen herausfindet und wie seine Aufgabenbeschreibung genau ist.
Vom Genius zum Schutzengel
Wie beliebt Schutzengel sind, hängt wesentlich damit zusammen, dass der Glaube an Wesen, die uns beschützen, in den Menschen tief eingepflanzt ist und in vielen Religionen vorkommt.
Ursprünglich waren die Schutzgeister der Menschen wohl deren Ahnen. Nach ihrem Tod wachten sie weiterhin über ihre Sippe. Später entwickelte sich die Idee, jeder Mensch habe einen eigenen Schutzgeist. Die Römer nannten dieses Wesen Genius. Er war zugleich Ausdruck der Persönlichkeit und der Schicksalsbestimmung eines Menschen.
Schutzengel von Pietro da Cortona 1656
„Ihre Engel im Himmel…“
Der christliche Bezugspunkt für den Glauben an Schutzengel ist Mt 18,10: "Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters", so Jesus.
Für die altkirchlichen Autoren war das die Möglichkeit, die pagane Idee des Schutzgeistes auch im Christentum Anwendung finden zu lassen. Dennoch bilden die Schutzengel in den klassischen Engelkunden der Spätantike und des Mittelalters keine relevante Gruppe und werden zu den niederen Engeln gezählt.
Im Mittelalter verbreitete sich dann auch ein liturgisches Gedenken an die Schutzengel, häufig um den 29. September, dem damaligen Fest des Erzengels Michael. Papst Clemens X. legte das Schutzengelfest 1670 auf den 2. Oktober.
Die Lehre der Kirche
Auch der Katechismus hat eine Position zu den Schutzengeln:
Der Glaube an Schutzengel hat "einen Anhalt in der Aussage Jesu über die Kinder: ‚Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters.‘ Sie bringt nochmals zum Ausdruck, dass die sichtbare Welt eine unsichtbare Tiefendimension besitzt und dass jeder einzelne Mensch, gerade auch das kleine Kind, vor Gott einen unendlichen Wert besitzt. Die Engel sind uns Helfer und Bürgen dafür, dass unsere Hoffnung und Sehnsucht nicht ins Leere gehen, dass uns der Himmel offensteht."
