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Türkei
Dienstag, 10. Oktober 2023

Erster Kirchen-Neubau in Türkei seit 100 Jahren eröffnet

Istanbul - In der Türkei ist der erste Neubau einer christlichen Kirche seit Gründung der Republik 1923 eröffnet worden. An der Zeremonie in der syrisch-orthodoxen Ephrem-Kirche in Istanbul nahmen am Sonntag Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sowie zahlreiche Spitzenvertreter der christlichen Kirchen teil, wie die Zeitung "Hürriyet" berichtet.

In den vergangenen Jahrzehnten hatte die christliche Minderheit in der Türkei zwar Kirchen renovieren dürfen; ein Neubau wurde staatlicherseits aber lange Zeit nicht genehmigt. Die neue Kirche bietet Platz für rund 750 Personen. Neben dem eigentlichen Kirchenraum gibt es zwei Obergeschosse mit Versammlungsräumen, die etwa nach Gottesdiensten oder für Feiern und Versammlungen genutzt werden können.

Die Angaben über die Zahl der syrisch-orthodoxen Christen in Istanbul schwanken zwischen 12.000 und 17.000. Die syrisch-orthodoxe Kirche besitzt in Istanbul im Stadtteil Tarlabasi eine im 19. Jahrhundert gebaute Kirche mit angeschlossenem Gemeindezentrum. Diese Kirche ist aber längst zu klein geworden. 2015 verkündete die Regierung den Plan für den Neubau, der sich danach aber noch mehrere Jahre verzögerte.

Zwar ist die türkische Verfassung seit der Staatsgründung durch Kemal Atatürk offiziell laizistisch. Religiöse Minderheiten außerhalb des sunnitischen Islam haben aber immer wieder unter Diskriminierungen zu leiden. Der türkische Staat erkennt offiziell nur die griechisch-orthodoxe Kirche, die Armenier und das Judentum als religiöse Minderheiten an, denen er beschränkte Rechte wie eigene Schulen einräumt. Die syrisch-orthodoxe Kirche wie auch die katholische und andere Kirchen werden aufgrund einer umstrittenen Auslegung des Friedensvertrags von Lausanne von 1923 nicht als Minderheiten anerkannt. (KNA)