Ein süßer Kaffee
Am 22. April 2024 konnte ich sagen: Ich habe den süßesten Kaffee meines Lebens getrunken.
Vor zwei Monaten sprach ein junger Mann mit mir über den Gesundheitszustand seiner Großmutter. Seine Großmutter Estela, war eine enge Mitarbeiterin im Pfarrbüro meiner früheren Gemeinde. Nun lag sie im Krankenhaus.
Ihr Neffe schrieb mir vier Tage: "Ich schicke dir diese Nachricht, weil du die Person bist, der Großmutter die meisten Nachrichten schickt, was bedeutet, dass du ihr wichtig bist..."
Aufgrund von Augenherpes war ein Virus in ihr Gehirn eingedrungen und hatte eine schwere Infektion verursacht. Eine Meningitis schädigte ihr Nervensystem; ein Atemstillstand zwang die Ärzte, sie auf die Intensivstation zu legen und ins Koma zu versetzen. Ihr Allgemeinzustand begann sich zu verschlechtern und beeinträchtigte ihre Organe: Lunge, Nieren ...
Mehrere Wochen lang war die Situation kritisch. Ich versuchte sie im Krankenhaus zu besuchen - aber obwohl ich Priester bin, ließ man mich außerhalb der Besuchszeiten nicht hinein. Ein paar Tage später stand ich an ihrem Krankenbett: Sie war ein wenig verwirrt. Obwohl sie wach war und meine Anwesenheit bemerkte, hat sie mich nicht erkannt.
Sie kam an einem Freitag nach Hause. Nach einem hektischen Wochenende war ich am Montag bei ihr zu Hause. Ich fand ich sie im Bett vor, noch schlafend. Ihrem Neffen sagte ich, dass ich später wiederkommen würde.
Um 11:00 Uhr war ich wieder da; sie saß im Rollstuhl, gekämmt und gut gekleidet. Wir begannen zu reden; die Genesung ist langwierig, erzählte sie. Nachdem ich ihr die Kommunion gespendet hatte, drängte sie mich, einen Kaffee zu trinken - das war der süßeste Kaffee meines Lebens.
Wir zweifeln oft daran, dass der Herr uns beisteht, aber er, der gute Hirte, lässt seine Schafe nie allein.
P. Antonio Messeri OMI / Uruguay