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Mazenodfamilie
Donnerstag, 18. Januar 2024

Den Menschen Gott nahebringen

„Ich versuche, Gott zu den Menschen zu bringen“, sagt Pater Felix Rehbock. Wer ihn kennt, ahnt, dass das auch mal mit einem Gurkenglas funktionieren kann. Der Provinzial der Mitteleuropäischen Provinz hat eine unverkennbare Art zu predigen. Mit vollem Körpereinsatz, ungewöhnlichen Requisiten und voller Leidenschaft möchte er jeden Gottesdienstbesucher einbeziehen. Ein Besuch beim Familiengottesdienst.

Wir stehen mitten im Gang des Klosters Hünfeld, es zieht etwas, ist eher kalt und es hallt total. Dem Provinzial scheint das alles egal zu sein. Er hat die Familien hierhergeführt. Jetzt steht er an einem Stehtisch und packt eine Bibel nach der anderen aus. Eine Kinderbibel, eine Bibel mit unzähligen Klebemarkern und ein paar Lesezeichen drin und eine Bibel in leichter Sprache. Und dann hält er die größte Bibel von allen in den Händen: Sie ist mit Gold und Silber verziert, glänzt und wiegt bestimmt fünf Kilo. Pater Felix reißt die schweregoldene Bibel in die Luft und zeigt sie allen Anwesenden. „Das Wichtige ist nicht das Gold oder das Silber hier drauf. Das Wichtige ist das, was drinsteht. Das ist das Wertvollste überhaupt.“

Tanzen, Singen und Mitklatschen

Und so singen wir, begleitet von einer Gitarre, an diesem Sonntagvormittag kurze und kindgerechte Lieder, die viele vorher wohl noch nie gehört haben. Aber auch das ist kein Problem: Die kurzen Strophen werden einfach mehrmals wiederholt. „Ihr seid so leise. Schlaft ihr etwa noch?“, fordert Pater Felix alle zum lauten Mitsingen auf. Beider Musik wird auch mal getanzt und die Kinder klatschen mit.

Die Familien sollen spüren, dass sie mit einbezogen werden, jeder soll sich beim Gottesdienst von Gott angesprochen fühlen und nicht nur Zuschauer sein. So spricht der Pater zwar viel mit den Kindern, stellt Fragen und fordert zum Mitmachen und Antworten auf. Immer wieder aber richtet er sich auch an die Erwachsenen und erklärt in einem Nebensatz manches noch ein bisschen ausführlicher oder bringt ein anschauliches Beispiel aus dem Leben von Eltern.

„Am Anfang meines Priesterdienstes wollte ich die Welt erklären. Heute weiß ich, dass das nicht möglich ist, zumindest nicht in einem Gottesdienst. Deswegen möchte ich den Leuten gerne einen Impuls für die Woche mitgeben. Ich versuche, Gott zu den Menschen zu bringen.“ Jetzt geht es direkt weiter, Richtung Tischtennisplatte. Jede Bibel wird von einem anderen Kind getragen und dann draußen auf der Tischtennisplatte hingelegt. Heute sind es „nur“ Bibeln, die der Provinzial zur Anschauung dabei hat.

Er predigt aber auch mal mit Tellern, einem Kristall-Diadem, einem überdimensionalen Stundenglas, einer Sonnenbrille oder mit einem großen Glas Gewürzgurken. „Wie die Gurken in der Lake, so hat auch Gott uns Christen ,mariniert‘ und wir haben seinen Geschmack angenommen“, sagt Pater Felix Rehbock. Requisiten wie das Gurkenglas helfen ihm ab und zu dabei, eine Verbindung zu den Menschen herzustellen, sie veranschaulichen das, was er verkünden will.

Zur Ruhe kommen

Mittlerweile sind die Feiernden in die Kapelle eingezogen und haben sich auf Hocker und in Fensternischen gesetzt. Und auf einmal ist es ganz still.

Pater Felix fordert alle dazu auf, ihre Augen zu schließen und zu hören, ob Gott zu ihnen spricht. Die Familien kommen zur Ruhe und sind ganz bei sich. Sogar die kleinen Kinder, die vorher noch beschäftigt werden wollten, merken anscheinend, dass jetzt eine andere Situation in der kleinen Kapelle herrscht, und machen keinen Mucks mehr. Diese Stille hält natürlich nicht allzu lange an. Aber es gibt sie eben auch, mitten in dem sonst so lebendigen Gottesdienst.

Dann spricht Pater Felix wieder in seiner unverkennbaren Art und Weise. Mit vollem Körpereinsatz, er bewegt sich beim Sprechen, bleibt nicht an einem Ort stehen und klatscht immer wieder in die Hände, um sein Gesagtes zu unterstreichen. In seiner Predigt geht er in die Tiefe, und das ganz ohne komplizierte Sätze zu benutzen oder Gleichnisse, die kaum jemand der Anwesenden verstehen würde. Er spricht die Sprache der Menschen, die ihm gerade zuhören, ganz im Sinne seines Ordensgründers Eugen von Mazenod. Da fällt dann auch mal ein Satz wie: „Jetzt haltet mal die Klappe“, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Und die Kinder wissen, wie das gemeint ist.

Dieser Gottesdienst ist wirklich für die ganze Familie, alle fühlen sich angesprochen und feiern mit. Es werden Friedensküsse verteilt anstatt des obligatorischen Händeschüttelns – natürlich nur innerhalb einer Familie. Am Ende des Gottesdienstes verabschieden sich alle und gehen ihrer Wege, einige mit einem Impuls für die Woche, aber sicher alle mit einem Ohrwurm von den eingängigen, kurzen Liedern.