Entdecke deine Talente
Gute Vorsätze für das neue Jahr gibt es viele. Mehr Sport hier, weniger Computer da und was einem nicht alles einfällt. Unser Vorschlag bringt dich wirklich weiter: Nimm dir vor, in diesem Jahr deine Talente zu entdecken. Stelle dir vor, dass du am Ende des nächsten Jahres weißt, was du wirklich gut kannst, was du magst, was dir leichtfällt – und vor allem, wie schön es ist, wenn du die passenden Hobbies, Kurse und die passende Berufsidee gefunden hast!
Was ist ein Talent?
Das Wort Talent kommt aus dem alten Orient: Das „talanton“ war eine Gewichtseinheit, etwa das, was ein Mann tragen konnte – ungefähr 30 bis 50 kg. Ein Segelschiff kostete ein Talent Silber, also etwa 30–50 kg des Edelmetalls.
Die Karriere des Begriffs hat mit einer markanten Geschichte zu tun, dem biblischen Gleichnis von den anvertrauten Talenten: Ein Mann geht weg und vertraut seinen Dienern sein Vermögen an: Einer erhält fünf, der andere zwei und ein Diener schließlich ein Talent. Das Ergebnis bei der Rückkehr des Mannes ist bekannt: Der Diener, der nur ein Talent erhalten hat, wollte es bewahren und vergrub es. Die anderen beiden arbeiteten mit ihren Talenten – sie riskierten sie! – und verdoppelten sie dabei (Mt 25,14–30).
Über die verschiedenen Bibelübersetzungen hat es das griechische Wort „talanton“ dann schließlich als „Talent“ ins Deutsche geschafft. Geblieben ist die Bedeutung von „Fähigkeit, Begabung, Stärke“.
Wer hat Talent?
Die gute Nachricht: Jede und jeder. Nein, keiner ist völlig talentfrei – auch wenn man manchmal bei sich oder bei anderen das Gefühl hat. Häufig werden besondere „Ausnahmetalente“ gefeiert. Dabei geht der Blick darauf verloren, dass sich jeder Mensch durch ein ganz persönliches Profil aus Stärken und Schwächen – eben durch seine Talente – auszeichnet.
Oft wird dann gesagt, Talent ist angeboren: Der eine hats, der andere nicht. Was daran nicht stimmt: Alles an Talent ist angeboren. Mindestens die Hälfte ist (Achtung, jetzt kommt das unglaublich gehütete Geheimnis des Erfolgs!) Übung. Keiner fragt den Goldmedaillengewinner, die Ausnahmegeigerin, die Nobelpreisgewinnerin, wie lange sie an ihrem Erfolg gearbeitet haben. Will ja auch keiner wissen, dass jemand täglich mehrere Stunden die banalsten Bewegungen übt, rechnet oder zeichnet.
Ganz hart ist das bei Kinderstars: Die haben in ihrem Leben oft schon so viel trainiert – sei es ein Instrument, einen Sport oder Schauspielern – dass sie schon früh zu Meisterinnen und Meistern ihres Faches wurden.
Der andere Teil ist sicher so etwas wie „Veranlagung“. Nicht in dem Sinne, dass ich morgens aufwache und spüre: „Ich bin zum Astronauten geboren, und alle Tests, Prüfungen und Aufgaben, bis ich endlich über den Mond laufe, absolviere ich mit links.“ Sondern viel mehr: Ich habe keine Angst vor dem Risiko, ich habe Spaß daran, im Sport an meine Grenzen zu gehen, naturwissenschaftliche Experimente begeistern mich und Neues entdecken sowieso. Diese Anlagen sind deine Talente! Und die kannst du jetzt ausbauen – und irgendwann über den Mond laufen.
Wozu sollte ich auf meine Talente schauen?
Um dein Leben so zu führen, dass du glücklich werden kannst. Mit der Bibelgeschichte aus dem „Was ist ein Talent“-Kasten gesprochen: Wenn du deine Talente kennst und einsetzt, dann kannst du richtig was bewegen – und vor allem recht leicht und mit wenig Mühe. Darum ist der Blick auf die Talente vor allem auch für die Berufs- und Studienwahl wichtig.
Die Frage „Was SOLL ich werden?“ beantworten andere für dich. Da kommen dann die Impulse wie „In der IT werden dringend Leute gesucht und da kannst du ganz gut Geld verdienen“. Super, wenn du es magst, Probleme in kleinste Schritte zu zerlegen und an Details zu feilen. Schade aber, wenn du lieber die Erde umgräbst und Pflanzen ziehst. Viel besser ist die Frage: „Was WILL ich werden?“
Da musst du selber ran, und deine Talente, deine Fähigkeiten, ja, dich selbst, erkunden. Vielleicht musst du dich auch gegen gut gemeinte Ratschläge verteidigen („Ja, ich weiß, der Nachbar war auch bei Bosch, …“). Aber du kommst einfach besser voran. Deine Talente sind wie ein Super-Boost für deinen Einsatz: Wenn du dich eine Stunde mit dem beschäftigst, was dir Freude macht, was kannst du in einer Stunde erreichen? Und was in einer Stunde, bei der du dich mit etwas abquälst, was dir gar nicht liegt?
Wenn alle Talente haben, welche bleiben dann für mich?
Wir haben folgende Ideen für dich, deine Talente zu entdecken:
- Denke über dich nach! Es gibt eine Reihe von Persönlichkeitsmodellen und entsprechenden Tests. Im Internet findet man viel davon. Die meisten seriösen Angebote kosten allerdings Geld. Für den Anfang kann es aber auch schon gut sein, über sich selbst nachzudenken. Oft fällt es leichter, die eigenen Schwächen zu sehen, aber es ist gut, sich auf seine Stärken zu konzentrieren.
- Was hat dir schon als Kind Freude gemacht? Es kann gut sein, sich an die eigene Kindheit zu erinnern. Was hat mir Spaß gemacht, was konnte ich immer schon gut, was konnte ich leicht lernen und vielleicht sogar anderen weitergeben und beibringen?
- Frag andere: „Was kann ich?“ Es ist auch wichtig, andere zu fragen. Manchmal sehen andere deutlicher, was ich gut kann, als ich selbst. Eine offene Rückmeldung von Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern, Schuloder Studienkollegen kann dabei helfen, die eigenen Talente zu erkennen.
- Stärke? Schwäche? Es kommt darauf an! Es ist immer besser, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren, als die Schwächen in den Vordergrund zu stellen. Trotzdem finde ich, man sollte keine Angst vor den eigenen Schwächen haben, denn manchmal ist das, was in einem Umfeld eine Schwäche ist, in einem anderen Kontext eine klare Stärke.
- Such dir Begleitung! Klarer Tipp aus religiöser Sicht: geistliche Begleitung. Im beruflichen Bereich würde man es Coaching nennen und teuer bezahlen. Geistliche Begleitung sind Gespräche mit einer Seelsorgerin oder einem Seelsorger, durch die du dich selbst besser kennenlernen kannst. Geistliche Begleitung ist ein Geschenk.
- Mach dir regelmäßig Notizen! Ein geistlicher Tagesrückblick am Abend über einen längeren Zeitraum hilft, sich selbst besser zu verstehen auch ein Tagebuch dazu zu führen, ist eine gute Idee.
- Dafür gibt’s auch ne App! Die App „Vocaris“ kann helfen. Fokus der App ist es, die eigene Berufung zu finden. Es gibt dort einen kleinen Test, um sich über die eigenen Talente klarer zu werden und auch entsprechende Empfehlungen zu möglichen Berufen. Außerdem auch Tipps zum Gebet, wenn es darum geht, herauszufinden, was man aus dem eigenen Leben machen möchte.