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Orientierung
Freitag, 21. April 2023

Süßes Ende des Fastens

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Überall auf den Straßen sind bunte Lichter und Dekorationen zu sehen, während der Duft von gebratenem Fleisch und süßen Leckereien in der Luft hängt. Die Menschen eilen von Laden zu Laden, um Geschenke für ihre Lieben zu kaufen und sich mit neuen Kleidern und Schmuck auszustatten. Kinder springen vor Freude auf und ab, wenn sie die Süßigkeiten und Leckereien sehen, die für das bevorstehende Fest vorbereitet werden.

Es klingt nach einer vorweihnachtlichen Szene in Europa.

Doch gemeint ist gerade ein anderes Fest: Das islamische Zuckerfest.

Das Zuckerfest, arabisch Eid al-Fitr oder Eid ul-Fitr, ist ein wichtiger Feiertag im Islam, der am Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert wird. Das Zuckerfest beginnt 2023 am Abend des 21. April und endet am Abend des 23. April.

Eine lange Tradition

Eid al-Fitr bedeutet "Fest des Fastenbrechens". Der Name Zuckerfest rührt daher, dass die Muslime an diesem Tag Süßigkeiten und andere zuckerhaltige Leckereien verspeisen, um das Ende des Fastens zu feiern.

Der Brauch geht auf den Propheten Mohammed zurück. Laut den Hadithen, Überlieferungen über das Leben Mohammeds, soll er gesagt haben: "Brechet euer Fasten mit Datteln oder mit einem Schluck Wasser, denn es liegt keine Schuld auf jemandem, der das tut."

In vielen muslimischen Ländern ist es auch üblich, dass Familien und Freunde während des Zuckerfestes Süßigkeiten zubereiten. Zu den traditionellen Gerichten, die während des Zuckerfestes serviert werden, gehören Biryani, Samosas, Kebabs und verschiedene Arten von Süßigkeiten wie Baklava und Halwa. Diese Leckereien werden oft auch an Verwandte und Freunde verteilt.

 

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Gebet und Spenden

Doch beim Zuckerfest wird nicht nur gegessen – auch das Gebet spielt eine entscheidende Rolle, besonders das Morgengebet am ersten Tag des Festes. Es wird normalerweise in einer Moschee oder auf einem offenen Platz abgehalten, und alle Gläubigen, einschließlich Männer, Frauen und Kinder, sind eingeladen, daran teilzunehmen. Die Gläubigen danken Gott für seine Barmherzigkeit und seine Gaben.

Daher beschenken sich die Muslime auch zum Zuckerfest – wie im Christentum zu Weihnachten und Ostern werden natürlich vor allem Freunde und Familie bedacht.

Aber auch die Bedürftigen sollen während des Zuckerfestes in den Blick genommen werden. Es ist daher üblich, Spenden zu sammeln und sie an Hilfsorganisationen oder Bedürftige zu verteilen.

Auch das geht auf den Propheten zurück, der laut den Hadithen gesagt haben soll: "Wer am Tag des Eid al-Fitr spendet, bevor er das Festgebet verrichtet, dem wird es als Sadaqa (wohltätige Spende) angerechnet."

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Das Gebet bildet ein wichtiges Element am Tag des Fastenbrechens

Vergebung und Paraden

Das Zuckerfest ist auch eine Zeit des Friedens und der Vergebung. Es ist üblich, dass Familien und Freunde während des Festes alte Streitigkeiten beilegen und sich versöhnen.

In einigen muslimischen Ländern werden während des Zuckerfestes auch Paraden und Festivals abgehalten. Dafür wird die Stadt schon während des Ramadans geschmückt, was wie die Weihnachtsbeleuchtung in europäischen Städten anmutet.

Auch das kann auf einen Spruch Mohammeds zurückgeführt werden: "Wenn der Tag des Eid al-Fitr kommt, sollt ihr euch waschen, eure Zähne putzen, gut duften, und eure besten Kleider tragen."

Beweglicher Feiertag

Übrigens: Den 22. April muss man sich nicht für das Zuckerfest im nächsten Jahr zu merken. Ähnlich wie Ostern ist das Fest des Fastenbrechens zum Gregorianischen Kalender beweglich.

Der religiöse Kalender im Islam ist ein Mondkalender; so hat das islamische Festjahr nicht 365, sondern 354 Tage. Das Fest des Fastenbrechens verschiebt sich entsprechend gegenüber dem Gregorianischen Kalender jedes Jahr um elf Tage nach vorne, wird also jedes Jahr früher gefeiert.

Freude nach dem Fasten in vielen Religionen

Das Zuckerfest zeigt: Unterschiedliche Kulturen haben ähnliche Traditionen entwickelt: Das Schlemmen von Süßigkeiten, die festliche Kleidung, die gemeinsame Zeit und das Schenken … All das findet sich auch im Christentum und in vielen anderen Religionen, besonders nach Zeiten des Fastens. So kennt das Christentum ursprünglich nicht nur vor Ostern, sondern auch vor Weihnachten eine Fastenzeit.

Die Menschen wollen nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern auch feiern; und das nicht allein, sondern mit anderen. Denn Freude will sich weitergeben.

Fotos

Header: Engin_Akyurt (pixabay)

Baklava: Baklava7_de (pixabay)