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Mittwoch, 20. März 2024

Stärken Sie das Wohlbefinden – bei sich und anderen

Gerade in der kalten Jahreszeit wirkt die Welt etwas trübsinnig. Umso mehr freut man sich auf den Frühling – dann kehrt gefühlt mehr Wohlbefinden ein. Doch auch wenn es draußen gerade kalt und trübsinnig ist, kann man viel für sein eigenes Wohlbefinden und das der anderen tun. Das verrät uns die positive Psychologie.

Unter positiver Psychologie versteht man eine Richtung, die sich auf stärkende Elemente für die Persönlichkeit konzentriert. Dahinter steht die Erkenntnis, dass viele Formen der Therapie sich auf Schwächen und Probleme eines Patienten fokussieren. Ziel der positiven Psychologie ist es dagegen, die Menschen aufblühen zu lassen.

Reflexive Wirklichkeit

Martin Seligman ist einer der führenden Psychologen, die mit diesem Ansatz arbeiten. Er hat dazu ein Buch geschrieben: „Wie wir aufblühen“. Er skizziert zwei Arten von Wirklichkeiten: jene, die nicht davon beeinflusst ist, was Menschen denken, begehren und wünschen; und jene, die von den Erwartungen und Wahrnehmungen des Menschen beeinflusst oder sogar bestimmt wird. Letztere nennt Seligman reflexive Wirklichkeit.

Er empfiehlt bei Themen, die sich auf dem Feld der reflexiven Wirklichkeit abspielen, einen gewissen Optimismus walten zu lassen. Ansonsten werde ein negativer Blick auf die Welt gefördert, der sich auf das Wohlbefinden auswirke.

Denn Wohlbefinden entsteht aus dem Zusammenspiel zahlreicher Faktoren und ist im Körper nicht direkt messbar– anders als Glück. Glück hängt mit bestimmten Stoffen im Körper zusammen, die gemessen werden können. Daher ist Glück auch kurzfristiger als Wohlbefinden, das auch nicht davon abhängig ist, wieviel Glück der Mensch empfindet.

In seinem Buch skizziert Seligman Methoden, sein eigenes Wohlbefinden zu vermehren und auch das von anderen.

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Gerade Freude gemeinsam zu erleben stiftet Verbindung und Wohlbefinden

Dankbarkeit

Ein wichtiges Element für mehr Wohlbefinden ist es, bei sich selbst und anderen Dankbarkeit zu fördern. Wenn Menschen dankbar sind, ziehen sie Nutzen aus angenehmen Situationen, sowohl gegenwärtigen wie vergangenen. Auf letztere kann man jederzeit als Erinnerung zugreifen.

Manche Menschenführen daher ein Dankbarkeitstagebuch, um sich an Ereignisse zu erinnern, für die sie dankbar sein können. Ein solches Tagebuch als tägliche Übung sollte wenigstens drei Punkte enthalten, die an diesem Tag gut gelaufen sind; gerne kann man dabei auch aufschreiben, wieso sie gut gelaufen sind.

Tagebuch führen

Den Blick möglichst täglich auf das Gelungene zu lenken ist bedeutsam, denn positive Gefühle erweitern die eigenen psychologischen Ressourcen. Eine positive Stimmung führt zu einer größeren Aufmerksamkeitsspanne, macht kreativer und trägt zu einem ganzheitlichen Denken bei. Indem man mehr eher positive als negative Gefühle hegt, legt man psychisches und soziales Kapital an. Denn positive und fröhliche Menschen haben mehr Kontakte.

Wichtig ist zu bedenken, dass Emotionen nicht durch ein konkretes äußeres Ereignis ausgelöst werden, sondern durch die Bewertung desselben. Daher können Emotionen auch durch Erinnerungen initiiert werden, denn diese enthalten die Bewertungen schon. Ein Tagebuch kann daher eine wichtige Stütze sein, auf positive Erinnerungen immer zugreifen zu können.

Bewertungen bewusst machen

Denn der Mensch ist ein „Schlechtwettertier“. Er fühlt sich von der dramatischsten Interpretation am ehesten angezogen. Ein erster Schritt kann es daher sein, die damit einhergehenden Denkfallen zu benennen. Entwickelt man durch ein Ereignis eine Vorstellung oder Interpretation, so unterscheidet man drei Optionen: den schlimmsten Fall, den besten Fall und den wahrscheinlichsten Fall. Wenn etwa Kinder mit dem Auto unterwegs sind, neigen ihre Eltern dazu, in Panik zu verfallen, wenn sie sich nicht zu dem Zeitpunkt melden, zu dem das Ende der Fahrt avisiert war – obwohl man darum gebeten hat. Hier kann man sich bewusst machen: Ein Unfall ist der schlechtestmögliche Fall. Im besten Fall ist das Kind schon da, hat es aber vergessen. Wahrscheinlich ist Stau.

Gute Gespräche führen

Eine Möglichkeit, mit anderen über positive Gefühle ins Gespräch zu kommen, ist es, den anderen zu fragen, wofür er oder sie in der letzten Zeit dankbar war, was ihm gelungen ist; alternativ, wofür er oder sie in seinem Leben besonders dankbar ist. In einem solchen Gespräch kann man tiefer gehen. Der andere darf gerne ausführlich erzählen und kann darin auch durch Rückfragen motiviert werden. Optimalerweise geht der Fragende auch selbst emotional mit und spürt in die Situation und das Gelingen hinein, lässt sich von Freude und Dankbarkeit anstecken.

Unerwartete Freude schenken

Bereichernde Gespräche zu führen und Freude zu schenken ist ohnehin eine Form, das eigene Wohlbefinden zu erhöhen. So empfiehlt Seligman eine Methode für eine Zeit, in der man sich schlecht fühlt: Dann kann man sich entschließen, einem Freund oder Bekannten eine spontane Freundlichkeit entgegenzubringen, einen Gefallen zu tun und das– optimalerweise– auch unmittelbar in die Tat umzusetzen.

Wohlbefinden ist also kein Schicksal, sondern man kann einiges dafür tun, um es zu mehren – für einen selbst und für andere. Wenn es ein Akt der Nächstenliebe ist, Freude zu schenken– dann auch, Wohlbefinden zu schenken. Vielleicht wäre das ein schönes Ostergeschenk.