Mit Jesus zum Leben gerufen
Die Feier der Osternacht beginnt immer mit einem Feuer. Es ist ein gebändigtes Feuer; aber wir wissen, welche Urgewalt in diesem Feuer steckt. Es kann sich ausbreiten, es kann wärmen und vernichten, es kann in der Dunkelheit leuchten, aber auch wie eine Feuerwalze ganze Landstriche niederbrennen.
Für uns Christen ist dieses Osterfeuer ein Zeichen für den auferstandenen Herrn Jesus Christus. Christus, der Auferstandene, ist wie das Feuer eine solche Urgewalt, dass er den Tod geradezu ausbrennt und für immer vernichtet.
Wer die Osternacht mitgefeiert hat, hat vermutlich eine Kerze direkt oder indirekt am Osterfeuer entzündet. Als Gläubige haben wir unseren Glauben an Jesus Christus, dem Auferstandenen, entzündet. Am Anfang müssen wir dieses Licht oft noch ein wenig schützen, wir übernehmen Verantwortung für dieses Licht. Wir trauen uns, Jesus Christus mit diesem Licht nachzugehen, und wir trauen uns, dieses Licht in unser Leben hineinzutragen, und zwar so, dass andere es sehen können, dass andere uns fragen, was es denn mit diesem Licht auf sich hat.
Wir sagen: Dieses Licht ist Christus. Menschen haben ihn zum Tod verurteilt und hingerichtet. Und immer wieder wird er von Menschen totgesagt. Aber Gott ist auf seiner Seite, und so ist er von den Toten auferstanden. Und das alles hat er nicht als ein persönliches Heldenstück getan, sondern für uns, damit wir das Leben haben.
Wie dieser Glaube an den Auferstandenen anfängt, das ist immer eine ganz persönliche Lebensgeschichte. Einige Schritte dieses Glaubens können wir ablesen am Osterevangelium. Die Frauen, die in der Frühe zum Grab gehen, sind ohne Hoffnung. Sie haben am Karfreitag mit eigenen Augen gesehen, wie der Leichnam Jesu ins Grab gelegt worden ist. Nur eines bleibt diesen Frauen noch zu tun, das, was wir alle tun, wenn wir einen Menschen verloren haben, den wir geschätzt und geliebt haben: Wir gehen zu seinem Grab, um uns zu erinnern. Niemand, der zum Friedhof geht, erwartet dort Leben. Und gerade hier, am tiefsten Punkt menschlicher Erwartung, passiert das Unglaubliche: Der Stein ist weggewälzt, Jesus ist auferweckt von den Toten. Statt eines Toten treffen die Frauen eine Lichtgestalt, die ihnen sagt: Der gekreuzigte Jesus ist nicht mehr im Grab. Er lebt. Das ist nun wirklich zu viel auf einmal. Statt sich zu freuen, sind sie voller Schrecken. Was schreckt sie mehr: der Engel oder seine Botschaft? Wie auch immer, man wird wohl sagen können, dass das Erschrecken zu Ostern gehört.
Wir müssen an Ostern wirklich aufgeschreckt werden, weil hier etwas passiert, was alles auf den Kopf stellt. Wer ist dieser Gott, der so handelt? Und dann kommt es darauf an, dass wir mit ganzem Herzen die Gemeinschaft mit diesem Gott suchen. Wir feiern Ostern nicht als einen frommen Brauch, der gut in den Frühling passt. Ostern ist die klare Weltanschauung des Christen: Unser Gott ist ein Gott des Lebens. Er hat uns zum Leben gerufen und uns mit Jesus gerettet vor dem Tod und seiner Sinnlosigkeit. Der Apostel Paulus schreibt frohen Herzens an die Gemeinde in Korinth: Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr. Wir sind befreit von Sünde und Schuld. So lasst uns Festmahl halten in Freude. Halleluja.