Der ideale Märtyrer
Weihnachten könnte ein so ungestörtes, angenehmes Fest sein, würde die kirchliche Tradition nicht auf den 26. Dezember ein Märtyrerfest setzen: für den hl. Stephanus, einen der ersten Diakone der Urgemeinde, zugleich den ersten Märtyrer. Es wirkt störend in der festlichen Zeit zwischen den Jahren.
Dennoch sind Zeitpunkt und Inhalt zueinander stimmig: Martyrium stört immer. Es zerstört im äußersten Fall ein Leben und es stört den Christen, der es schon für eine heldenhafte Leistung hält, unregelmäßig am Sonntag eine Kirche aufzusuchen. Die Radikalität des Martyriums scheint nicht in eine Zeit zu passen, in der man sich für alles leidenschaftlich einsetzen kann, aber nicht für so etwas wie Religion. Doch schon in kirchlicheren Zeiten galt: Das Blut der Märtyrer regte stets mehr zur Bewunderung an als zur Nachahmung.
Der Name im Alten Testament
Weihnachten könnte ein so ungestörtes, angenehmes Fest sein, würde die kirchliche Tradition nicht auf den 26. Dezember ein Märtyrerfest setzen: für den hl. Stephanus, einen der ersten Diakone der Urgemeinde, zugleich den ersten Märtyrer. Es wirkt störend in der festlichen Zeit zwischen den Jahren.
Dennoch sind Zeitpunkt und Inhalt zueinander stimmig: Martyrium stört immer. Es zerstört im äußersten Fall ein Leben und es stört den Christen, der es schon für eine heldenhafte Leistung hält, unregelmäßig am Sonntag eine Kirche aufzusuchen. Die Radikalität des Martyriums scheint nicht in eine Zeit zu passen, in der man sich für alles leidenschaftlich einsetzen kann, aber nicht für so etwas wie Religion. Doch schon in kirchlicheren Zeiten galt: Das Blut der Märtyrer regte stets mehr zur Bewunderung an als zur Nachahmung.
Von Simon zu Kephas
Freilich: Christenverfolgung muss nicht den Tod bedeuten wie bei Stephanus. Es gibt auch deutlich schwächere Formen. So kann es auch bedeuten, dass man wegen seines Glaubens zahlreiche Nachteile erleidet. Das gab es auch in Deutschland: Eine enge Beziehung zur katholischen oder evangelischen Kirche führte in der DDR etwa zum Ausschluss von Karrierewegen. Eine Angela Merkel hätte im SED-System keine politische Karriere machen können, allein, weil ihr Vater evangelischer Pastor war.
Deutlich härter ist die Lage für viele Christen in arabischen und anderen kommunistisch regierten Staaten. Das Christentum stört dort, und das lässt man die Christen auch spüren; so eine der ältesten christlichen Kirchen, die Kopten in Ägypten, die seit 1400 Jahren in einer Situation der ständigen Unterordnung und Unterdrückung durch die muslimischen Herrscher leben müssen. Dass es immer noch Kopten gibt, zeigt dabei die Widerstandsfähigkeit des christlichen Glaubens. Und in Ländern wie Pakistan hat sich das Wort für Christen zu einem Schimpfwort entwickelt – und es gilt als Verbesserung, wenn man sie mit einem anderen Wort bezeichnet.
Namensänderungen bei Taufe und Firmungen
So ist das Christentum noch heute die am meisten verfolgte Religion der Welt. Eine Verfolgung, die schon in seiner Gründung angelegt ist, denn auch Jesus war der ein Verfolgter, der für seine Botschaft am Kreuz starb. Von Jesus führt ein direkter Weg zu Stephanus, denn zahlreiche Motive wiederholen sich bei beiden: Wie Jesus wurde auch Stephanus vor den jüdischen Hohen Rat geführt, um sich einer ungerechten Anklage zu stellen; wie Jesus wurde er eilig, fast hastig hingerichtet; und wie Jesus bat er Gott um Vergebung für seine Mörder.
Stephanus ist daher nicht nur der erste Märtyrer; der Verfasser der Apostelgeschichte stellt ihn als den idealen Märtyrer dar, als das große Vorbild für alle späteren: Er wird unschuldig aufgegriffen, er bekennt sich trotz bevorstehenden Leides zu Gott und der Botschaft Jesu Christi und er überwindet den so natürlichen Hass gegen seine Mörder – so tritt er als Vollkommener vor Gott, denn er ist seiner Beziehung zu Jesus in Gedanken, Worten und Taten treu geblieben.
Der Same des Christentums
Wie verstörend mag es für diejenigen gewesen sein, die an seiner Ermordung beteiligt waren: Sie hörten, wie derjenige, der mit Steinen niedergestreckt wurde, keine Flüche des Hasses ausstieß – sondern Worte der Liebe.
Die Bekehrung Pauli, der als Saulus dem ersten Martyrium beiwohnte, mag schon dort keimhaft ihren Anfang genommen haben. Dann würde das Ende des Stephanus den Beginn der Mission des späteren Apostels Paulus einläuten. Der christliche Schriftsteller Tertullian schrieb im vierten Jahrhundert: „Das Blut der Märtyrer ist der Samen des Christentums.“ Nie wäre jenes Wort dann wahrer gewesen als bei diesem ersten Märtyrer.
In diesem Sinne hat die Erinnerung an den Erzmärtyrer Stephanus am zweiten Weihnachtsfeiertag seinen guten Platz: Sie markiert den Beginn der Reise des Christen, die vom Bekenntnis zu jenem Kind geprägt wird, dass seine irdische Reise vor mehr als 2000 Jahren begann und das zum Erlöser der Welt wurde – und den nachzuahmen allen Christen anempfohlen ist.