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Orientierung
Dienstag, 21. Februar 2023
Stichwort: Aschermittwoch

Gott hat Erbarmen mit uns

Aus Kostengründen eingestellt: So heißt es manchmal, wenn Altbewährtes nicht mehr fortgeführt werden kann. Wo die finanziellen Mittel fehlen oder etwas zu teuer geworden ist, fällt es schwer weiterzumachen. Gerade jetzt, wo die Preissteigerungen überall spürbar sind, ist das nachvollziehbar. Aber es bedeutet eben auch immer einen Abschied und Verlust. Denn nur selten wird eine solche Einstellung zurückgenommen. Zu teuer ist zu teuer, und es muss sich schon irgendwie alles rentieren. Deswegen werden wir diese Formulierung auch in Zukunft immer wieder zu hören bekommen.
Aus Kostengründen eingestellt: Für das Erbarmen Gottes, für seine barmherzige Liebe gilt das jedenfalls nicht. In der ersten Lesung am Aschermittwoch, die aus dem Prophetenbuch Joel stammt, hören wir eine andere Botschaft: Gott „ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld“ (Joel 2,13). Dieses Erbarmen kommt bei Gott nie an ein Ende. Auf ewig ist er derjenige, der sich uns Menschen annimmt, der wartet, dass wir zu ihm zurückkehren, um mit ihm zusammen neu zu beginnen.

Wer weiß, vielleicht kehrt er um, und es reut ihn, und er lässt Segen zurück.

Joel 2,14

Alljährlich beginnen wir mit dem Aschermittwoch die 40-tägige österliche Bußzeit, die uns zum Osterfest hinführt. Es ist eine Zeit, die uns neu zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zu Gott hinführen will. Dabei kann uns dieser Text aus dem Buch Joel eine zuversichtliche Stärkung sein. Denn Joel legt uns ans Herz, dass es eine Umkehr gibt, die immer möglich ist, nicht nur in der Fastenzeit. Gott wartet auf uns, er lässt uns nicht im Stich. Auch wenn es manchmal so scheint, als hätte er seine Güte und Liebe eingestellt: „Wer weiß, vielleicht kehrt er um, und es reut ihn, und er lässt Segen zurück“ (Joel 2,14). Wir dürfen darauf vertrauen und daran glauben, dass Gott sich uns zuwenden will, dass er uns entgegenkommt. Mit diesem Vertrauen dürfen wir in diese österliche Bußzeit hineingehen.

Gott ist nicht fern von uns, auch wenn wir uns von ihm entfernt haben. Das ist die Zusage Gottes, die er seiner Schöpfung gegeben hat: dass er sie nicht fallen lässt, dass er ihr nicht den Rücken zuwendet, sondern dass er bei ihr bleibt - heute und in alle Ewigkeit.
„Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land, und er hatte Erbarmen mit seinem Volk“, heißt es bei Joel (2,18). Gott hat Erbarmen mit uns Menschen: Das ist gewissermaßen die Überschrift, unter der die kommenden 40 Tage stehen. Gott kommt uns schon entgegen. Deswegen dürfen auch wir zu ihm umkehren, deswegen ist unser Leben getragen von seiner Güte und Menschenfreundlichkeit. Wir sind nicht allein, auch wenn wir nur Staub sind, wie uns bei der Austeilung des Aschekreuzes zugesagt wird. Gott ist bei uns, er geht unsere Lebenswege mit.
Deshalb können wir zuversichtlich und hoffnungsvoll durch diese österliche Bußzeit gehen. Die Fastenzeit will uns nicht niederdrücken oder kleinhalten; sie will uns vielmehr großmachen und unser liebendes Vertrauen in Gottes barmherzige Nähe stärken.

Fabian Brand