Einseitig oder vielseitig?
„Einseitig“ hört sich langweilig an. „Vielseitig“ klingt interessant. Ganz klar, der moderne Mensch muss flexibel und vielseitig sein. Das ist es, was man uns jedenfalls suggeriert. Ob im Beruf, in Forschung und Wissenschaft, in Technik und Wirtschaft, in der Freizeit, in der Partnerschaft … ganz egal in welchem Bereich, die Vielfalt macht´s. Einseitig sollte man jedenfalls nicht sein. Je reicher die Möglichkeiten, umso größer die Lebensqualität. Das ist heute das Lebensmotto von nicht wenigen.
Für Christen lassen sich die beiden Begriffe aber nicht so einfach gegeneinander ausspielen. Das Leben der vielen Heiligen bezeugt das. Sie waren vielseitig und doch einseitig. Das trifft auch auf den hl. Papst Felix I. zu, dessen Gedenktag die Kirche am 30. Dezember begeht.
Ein Blick in die Vergangenheit: Wer war der hl. Felix I.?
Felix I., geboren um 210, wurde am 5. Januar 269 zum Bischof von Rom gewählt. Somit war er der 25. Nachfolger des hl. Petrus († 67). Innerkirchlich hat Papst Felix den Heiligenkult gefördert und die jährlichen Gedenkmessen an den Gräbern der Märtyrer für rechtens und empfehlenswert erklärt. Für den damals langsam einsetzenden Kirchenbau schrieb er die kirchliche Weihe vor.
Kirchenpolitisch war er mit der Einführung des Sol-Invictus als Reichsgott durch Kaiser Aurelian (214–275) konfrontiert. Theologisch tauschte sich Felix I. mit dem Bischof von Alexandria, dem hl. Maximus († 282), über Problemstellungen seiner Zeit aus. Es ging damals vor allem um die Manifestierung der Lehre von der Heiligsten Dreifaltigkeit. Darum widersetzte Felix sich auch gegen die Irrlehren des Bischofs von Antiochia, Paulus von Samosata († 272), der als Häretiker exkommuniziert wurde.
Ob Papst Felix I. als Märtyrer starb, ist bis heute unklar. Als Sterbetag ist der 30. Dezember 274 belegt. Er wurde in der Calixtus-Katakombe in Rom bestattet.
Der Gedenktag von Felix I. ist der 30. Dezember. Es gibt aber noch weitere Heilige, mit dem Namen Felix:
Felix von Nola (+255), Gedenktag am 14. Januar; die Geschwister Felix und Regula von Zürich (+284), Gedenktag am 11. September; den Märtyrer Felix von Rom (+303), Gedenktag am 30. August; den afrikanische Legionär Felix von Lodi (+304), Gedenktag am 12. Juli; den Kapuziner Felix von Cantalice (18.5.) (1515-1587), Gedenktag am 15. Mai.
Ein Blick in die Zukunft: Was könnte der hl. Felix von mir wollen?
Nur wenige äußere Daten sind zum Leben des hl. Felix bekannt. Trotzdem was sein Leben offenbar „vielseitig“: Kirche, Politik, Lehre, überall was bewegen, dazu viele Begegnungen. Das hört sich spannend an. Dem hl. Felix wurde es offenbar nicht langweilig. – Es ist eben das, was Menschen sich heute wünschen: Das Leben soll abwechslungsreich und vielseitig sein.
Und doch war das Leben des hl. Felix auch „einseitig“. Als Christ war Felix ja geradezu einer gewissen Einseitigkeit verpflichtet: Gott ist der Eine, seine Einzigartigkeit muss verkündet werden, für die eine Wahrheit des Glaubens gilt es einzustehen.
Das ist bis heute die „eine“ Herausforderung für ein Leben aus dem Glauben: Gott als „den Einen“ finden und bewahren. Darum geht es auch an Weihnachten, dem der Gedenktag des hl. Felix I. folgt. Mit seiner Schönheit erinnert uns das Weihnachtsfest genau daran: In der Vielfältigkeit des Lebens darf ich das Werk des Einen erkennen.
Gebet
Heiliger Papst Felix,
Du beeindruckst uns mit Deiner
Vielfältigkeit,
Du erstaunst uns mit Deiner Einseitigkeit.
Wir wollen uns als Christen den vielfältigen Herausforderungen heutigen Lebens stellen.
Wir dürfen aber gleichzeitig den Einen und Einzigen darüber nicht vergessen.
Gott sei gepriesen als Schöpfer, Erhalter und Vollender.
Das erbitten wir von Gott auf Deine Fürsprache, durch Christus unseren Herrn.