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Orientierung
Das Vorbild der Heiligen
Sonntag, 13. November 2022
Bilhildis von Altmünster

Beim Beten etwas lernen

Viele Menschen möchten gerne beten, aber es gelingt ihnen nicht. Nicht wenige leiden darunter, dass sie Gott nicht erfahren. So manche Zeitgenossen beklagen, dass ihnen die traditionellen Gebete und die Liturgie der Kirche nichts bringen. Viele zweifeln daran, ob Gott an ihrem Leben überhaupt interessiert ist. Andere beklagen sich, dass ihr Beten nichts genützt hat. Die erhofften Erfolge stellten sich nicht ein. Und dann sind da noch die, denen das Gebet der Kirche nicht persönlich und spontan genug ist. Das sind längst nicht alle Schwierigkeiten, mit denen sich Gläubige heute konfrontiert sehen. Keine Frage, hinter der Not des Betens steckt oft eine große Gottessehnsucht. Die Kirche erinnert am 27. November an die hl. Bilhildis von Altmünster. Wenn es ums Beten angeht, hat sie etwas zu sagen. 

Ein Blick in die Vergangenheit: Wer war die hl. Bilhildis?

Die adelige Bilhildis stammte aus Veitshöchheim. Im Jahr 672 wurde sie, wie damals im Adel üblich, von ihren Eltern mit dem Herzog von Würzburg verheiratet, den sie nicht liebte. Bilhildis wurde schwanger. Trotzdem entscheid sie sich Würzburg zu verlassen. Sie reiste zu ihrem Onkel Rigibertus (+724), der 708 Bischof von Mainz werden sollte. In Mainz brachte sie einen Sohn zur Welt, der bald darauf verstarb.

Bilhildis kehrte nicht mehr zu ihrem Mann zurück. Nach dessen Tod, vielleicht um 717, erwarb ihr Onkel in der Nähe von Mainz ein Grundstück, zur Gründung eines Frauenklosters. Dieses Benediktinerinnenkloster nannte man bald Altmünster. Bischof Rigibertus bestimmte nun für seine alleinstehende Nichte das klösterliche Leben. Bilhildis wurde Oberin von Altmünster und behielt das Amt bis zu ihrem Tod im Jahr 734. Sie wurde zur Seelenführerin für viele Menschen.
Die Verehrung Bilhildis ist in Mainz seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. 1289 errichtete man ihr zu Ehren im Kloster Altmünster einen Altar mit einem eigenen Reliquienschrein. Das Kloster Altmünster wurde 1781 aufgehoben. Die Reliquien der hl. Bilhildis ruhen seit 1945 im Mainzer Dom.

Bilhildis hatte gelernt, dass das Gebet kein göttlicher Zauberstab ist, der dem Menschen auf Kommando Wünsche erfüllt

Ein Blick in die Zukunft: Was könnten die hl. Bilhildis von mir wollen?

Die hl. Bilhildis, die vor ihrem klösterlichen Leben viel Leid erfahren hatte, wurde im Kloster eine große Beterin. Sie hatte gelernt, dass das Gebet kein göttlicher Zauberstab ist, der dem Menschen auf Kommando Wünsche erfüllt. Ihr half das Gebet vor allem, sich den Glauben an Gott auch in den schwierigsten Momenten des Lebens zu bewahren. Aus dieser Erfahrung wurde sie zur Beterin für viele andere Menschen, die sich ihr anempfahlen.
Keine Frage: Gott erhört meine Bitten für andere Menschen. Aber Gott tut das auf seine Weise. Jesus hat das schon im Garten Getsemani prophezeit. Im Vertrauen auf Gottes Hilfe betete er: „Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39). Das Anliegen meines Gebetes tritt also zunächst in den Hintergrund. Was zählt, ist in erster Linie meine Beziehung zu Gott, mein Vertrauen in seinem Willen. Hier wird deutlich, dass mein Gebet andere Menschen zwar verändern kann, die Veränderung aber zunächst bei mir, dem Beter, beginnen muss. Es muss in meinem Gebet immer auch darum gehen, dass ich selbst etwas von der barmherzigen Liebe Gottes lerne.

Gebet

Heilige Bilhildis, 
Dein Leben war nicht einfach.
Not und Leid blieb Dir nicht erspart.
In Deinen Entscheidungen warst Du nicht frei.
Andere verhalfen Dir zum Glück.
In all dem war Gottvertrauen Dein Reichtum.
Nächstenliebe wurde Dein Lebenselixier.
Dein Gebet wurde zum Schatz für andere.
Dein Rat wies vielen den Weg.

Auf Deine Fürsprache erbitten wir
die Gabe der Gottes- und der Nächstenliebe.
Das erbitten wir von Gott durch Christus, unseren Herrn.