Bevölkerungsentwicklung
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Orientierung
Freitag, 12. Juli 2024

Kein Ende in Sicht?

8,2 Milliarden – so viele Menschen leben derzeit auf der Erde. Eine riesige Zahl. Jedes Jahr kommen mehr als 60 Millionen Homo sapiens hinzu. Das kann doch nicht ewig so weitergehen, könnte man sich denken? Tut es auch nicht. Manches spricht dafür, dass die Menschheit den Höhepunkt ihrer Wachstumskurve schon überschritten hat. Wie kann das sein?

Verteilung der Bevölkerung

Aktuell ist Asien mit rund 4,6 Milliarden Menschen der bevölkerungsreichste Kontinent, gefolgt von Afrika mit etwa 1,4 Milliarden, Europa mit 750 Millionen, Nordamerika mit 370 Millionen, Südamerika mit 430 Millionen und Ozeanien mit etwa 43 Millionen Menschen.

Lange statisch, dann eruptiv

Jahrtausendelang stieg die Population des Homo sapiens, des modernen Menschen, kaum an. Nachdem die Menschheit sich über den Erdball ausgebreitet hatte, so die meisten Forscher, war die Bevölkerung relativ stabil. Zu einem Anstieg kam es noch einmal dort, wo sich Ackerbau und Viehzucht ausbreiteten und so mehr Menschen versorgt werden konnten. 

Doch führten die hohe Kindersterblichkeit, die Ausbreitung von Krankheiten und die niedrige Alterspanne dazu, dass es nur zu einer langsam ansteigenden Bevölkerungsentwicklung kam. Um Christi Geburt herum dürften auf dem Globus ca. 300 Millionen Menschen gelebt haben. Das entspricht nicht einmal der Bevölkerung der heutigen USA. 

In der Mitte des 18. Jahrhunderts erreichte die Zahl erstmals eine Milliarde Menschen, bedingt vor allem durch Verbesserungen der Landwirtschaft. Durch die Industrialisierung, neue Techniken und steigende Temperaturen nach dem Ende der kleinen Eiszeit im ausgehenden 19. Jahrhundert steig die Bevölkerung 1927 bis zur Marke von 2 Milliarden Menschen; 1960 waren es dann schon drei Milliarden; 1999 war die Grenze von sechs Milliarden überschritten. 

Wie kam es zur Bevölkerungsexplosion?

Ein wesentlicher Faktor für die Bevölkerungsentwicklung ist die Geburtenrate Kinder pro Frau. Für die vergangenen Jahrzehnte liegt sie bei ca. fünf Kindern pro Frau. Das ist freilich kein neues Phänomen. Durch die Jahrtausende war es üblich, dass Frauen so viele Kinder bekamen, eher mehr. 

Ein weiterer Faktor der Bevölkerungsentwicklung ist die Kindersterblichkeit. In vormoderner Zeit lag diese bei Kindern bis zum fünften Lebensjahr etwa bei 50 Prozent. Seit der Entwicklung von Hygienekonzepten und anderen Maßnahmen sinkt die Kindersterblichkeit deutlich – während die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau die Geburt eines Kindes überlebt, stieg. 1924 starben weltweit immerhin noch etwa 1 von 5 Kindern vor ihrem fünften Geburtstag. Heutzutage liegt diese Rate global bei etwa 1 von 26 Kindern.

In Europa und Nordamerika ist die Kindersterblichkeit auf etwa 1 von 200 Kindern gesunken, dank medizinischer Versorgung und präventiver Maßnahmen. In Asien und Südamerika beträgt die Rate etwa 1 von 50 Kindern, während Afrika mit etwa 1 von 11 Kindern nach wie vor die höchste Kindersterblichkeitsrate aufweist. In Ozeanien liegt sie etwa bei 1 von 45 Kindern.

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In Europa stirbt nur eines von 200 geborenen Kindern vor Erreichen des 5. Lebensjahres. In Afrika sind es 1 von 11 geborenen Kindern

Steigende Lebenserwartung

Mittlerweile ist ein wichtiger Treiber für die Bevölkerungsentwicklung auch das Alter der Menschen. Denn wenn die Leute immer älter werden, dann halten sich auch immer mehr Generationen gleichzeitig auf dem Globus auf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug die globale Lebenserwartung etwa 40 Jahren. Heute liegt sie bei etwa 73 Jahren.

In Europa und Nordamerika liegt die Lebenserwartung bei etwa 79 Jahren, dank besserer Lebensbedingungen und medizinischer Fortschritte. In Asien beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung etwa 74 Jahre, in Südamerika etwa 77 Jahre. Afrika hat trotz erheblicher Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung immer noch die niedrigste Lebenserwartung mit etwa 64 Jahren. In Ozeanien liegt sie bei etwa 77 Jahren.

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Indien ist mit 1,42 Milliarden Einwohnern das Land mit der größten Bevölkerung

Gibt es bald 16 Milliarden Menschen auf der Welt?

Prognosen über die globale Bevölkerungsentwicklung sind schwierig. Die UN gehen davon aus, dass in den 2080er-Jahren ca. 10,4 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden. Die internationale Initiative Earth4All prognostiziert hingegen im wirtschaftlich optimistischsten Szenario, das die Weltbevölkerung bereits um 2040 einen Höchststand von 8,5 Milliarden Menschen erreichen und bis zum Ende des Jahrhunderts wieder auf etwa 6 Milliarden zurückgehen wird. 

Hintergrund der Überlegung sind Beobachtungen aus den Industrienationen: Je mehr der Wohlstand wächst, umso mehr sinkt die Geburtenrate. 

Effekte, wie sie zunächst nur in den Industrienationen zu beobachten waren, lassen sich mittlerweile global feststellen. So sank erstmals seit 1950 das Wachstum der Weltbevölkerung 2020 auf unter ein Prozent pro Jahr. Aktuell liegt sie noch bei 0,8 Prozent. Damit hat es sich im Vergleich zum Durchschnittswachstum seit 1950 halbiert. 

Die Erhaltungsrate der Menschheit wäre bei ca. 2 Kindern pro Frau weltweit erreicht. Zwar gibt es besonders im globalen Süden noch viele Länder mit einem hohen Geburtenüberschuss. Doch 2023 lebten 5,4 Milliarden Menschen in Ländern mit einer Geburtenrate unter 2,1. 

So liegt die durchschnittliche globale Geburtenrate derzeit bei 2,3 Kindern pro Frau. In den 1960er-Jahren waren es noch fünf Kinder pro Frau. In Europa ist die Geburtenrate am niedrigsten, mit einem Wert von 1,5; gefolgt von Nordamerika mit einem Wert von 1,6.  

In Afrika ist die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau mit 4,3 am höchsten - doch auch hier lag sie Mitte der 1960er-Jahre noch bei 6,7. 

Wieso gibt es weniger Kinder?

Wie hoch die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau ist, hängt Studien zufolge vor allem mit zwei Faktoren zusammen: der Möglichkeit sicher zu verhüten; und dem Bildungsstand, vor allem der weiblichen Bevölkerung im fortpflanzungsfähigen Alter. Beides korreliert, weil gebildetere Frauen häufig auch selbstbestimmter agieren und das zur Verhütung nutzen. Dazu kommt ein weiterer Faktor: Je höher der Bildungsgrad der Mutter, umso größer ihr Wunsch, ihr Kind möge einen ähnlichen Grad erreichen. Da aber Zeit und Geld knappe Güter sind, gilt der Grundsatz: Je weniger Nachwuchs, umso mehr Ressourcen stehen pro Kind zur Verfügung. 

Es spricht daher einiges dafür, dass viele Gesellschaften dem Weg der Industrienationen in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung folgen werden. Aber: Wenn nicht nur Westen, sondern auch in anderen Staaten die Bevölkerungen im Durchschnitt immer älter wird, was bedeutet das für unsere Gesellschaft, die schon jetzt mit der demografischen Entwicklung kämpft? Und was bedeutet es für die anderen Staaten?

In der nächsten Zeit wird sich DER WEINBERG damit beschäftigen, was es für uns in Deutschland und die Menschen in anderen Ländern bedeutet, wenn sich die Bevölkerungsentwicklung bedeutet.

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