Absolute Liebe und Gemeinschaft
Mit dem Pfingstfest hat die Kirche den Osterfestkreis beendet. Am ersten Sonntag nach Pfingsten feiert sie den Dreifaltigkeitssonntag. Das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit ist mehr als nur ein Anhängsel an die Osterzeit. Es ist vielmehr ein Brennpunkt, in dem die wesentlichen Aspekte der Osterzeit, des ganzen Kirchenjahres und des christlichen Glaubens zusammengefasst sind.
Die christliche Vorstellung der Dreifaltigkeit macht den Glauben an Gott nicht gerade leichter. Rein rational zu verstehen ist er auch nicht. Dazu hat der hl. Augustinus schon gesagt: „Wenn du begreifst, ist es nicht Gott. Wenn du begreifen konntest, hast du etwas anderes an Stelle Gottes begriffen. Wenn es auch nur ein Schimmer von Begreifen war, hat dich dein Denken getäuscht.“
Gott, seinen Willen zur Gemeinschaft kann man nicht einfach begreifen, nicht mit einfachen Worten erklären und verstehbar machen. Auch menschliche Liebe lässt sich nicht erschöpfend mit sachlichen Aussagen beschreiben. Für den Neurobiologen John Dittami etwa ist Liebe „die Fähigkeit zweier Individuen, sich gemeinsam in der Welt zurechtzufinden, indem sie physiologische Prozesse und Verhaltensweisen synchronisieren und Stressmanagement betreiben“. Solche Aussagen mögen vielleicht wissenschaftlich korrekt sein, sie mögen auch klug klingen, aber letztlich sind sie leblos und sagen kaum etwas darüber aus, was Liebe für den Menschen bedeutet. Liebe lässt leben, motiviert, gibt Sinn, macht das Leben zu etwas Besonderem. Erst im Bezug zum anderen erkennt man sich selbst.
Das Hasenfenster
Mit Gott verhält es sich ähnlich. Das versucht ein mittelalterliches Kunstwerk im Kreuzgang des Paderborner Doms zum Ausdruck zu bringen, das so genannte „Hasenfenster“.
Drei Hasen sind mit den Köpfen zueinander angeordnet. Obwohl der Bildhauer nur drei Ohren in den Stein geschlagen hat, hat jeder der drei Hasen ein vollständiges Paar Ohren. Ein knapper Vers bringt das so zum Ausdruck „Drei Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei“. Das Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene Kunstwerk aus rotem Wesersandstein ist heute ein Muss für die Besucherinnen und Besucher des Doms.
Drei Hasen und der Löffel drei,
und doch hat jeder Hase zwei.
Symbol der Dreifaltigkeit
Obgleich die künstlerische Darstellung der drei Hasen schon in römischer Zeit beliebt war - standen sie doch für Fruchtbarkeit, Schnelligkeit und Wachsamkeit -, erlangen sie im Mittelalter eine völlig neue, eine christliche Deutung. Sie gelten als Symbol für die Dreifaltigkeit Gottes.
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gehören untrennbar zusammen, bilden eine Einheit, in der keine der drei göttlichen Personen fehlen kann. Am Dreifaltigkeitssonntag feiern Katholiken und Protestanten dieses Glaubensgeheimnis.
Die Liebesfähigkeit Gottes
In der Dreifaltigkeit ist die unbegreifliche Liebesfähigkeit Gottes zu erahnen. Kein Mensch könnte akzeptieren, dass ein von ihm geliebter Mensch, die Ehefrau oder der Ehemann etwa, einem Dritten dieselbe Liebe entgegenbringen würde. Es gäbe Eifersucht, Neid und Streit. Bei Gott ist es anders; Christen glauben, dass er die unendliche Liebe ist, dass er alle gleich lieben kann, und niemand eifersüchtig werden muss.
Auch Gott, der Vater, der Sohn und der Geist, sind christlichem Glauben nach in solch absoluter Liebe miteinander verbunden. Diese Liebe behalten sie aber nicht für sich, sondern machen sie den Menschen erfahrbar. Aller Erlösungsbedürftigkeit und Unvollkommenheit zum Trotz hat Gott, der Vater, „die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16), um den Menschen Erlösung zu schenken.
Der Eine in drei Personen
Das erlösende Handeln Jesu Christi, das an Ostern gefeiert wurde, ist von der Liebe des Vaters bejaht und getragen. In der Person Jesu Christi wird der Vater sichtbar, und im Wirken des Geistes wirkt er fort auch nach der Himmelfahrt Christi.
Gott ist die Liebe, und das absolut. Gott ist Gemeinschaft, und das vollendet. Gott ist der Eine in drei Personen - das bekennen Christen an diesem Sonntag, bei den Schlussformeln der Gebete, die im Gottesdienst gesprochen werden und bei jedem Kreuzzeichen, das sie machen.
Gott ist dreifaltig und nicht dreifach, vergleichbar mit der Sonne. Der Kreis ist Gott Vater. Das Licht ist der Sohn. Die Wärme ist der Heilige Geist.
Herr, himmlischer Vater, du hast dein Wort und deinen Geist in die Welt gesandt, um das Geheimnis des göttlichen Lebens zu offenbaren.
Gib, dass wir im wahren Glauben die Größe der göttlichen Dreifaltigkeit bekennen und die Einheit der drei Personen in ihrem machtvollen Wirken verehren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn unseren Herrn und Gott, der in der EInheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.
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