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Mittwoch, 9. November 2022
Ein durchwachsenes Bild

Wie die Deutschen über Juden denken

Vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen. Das NS-Regime hatte schon Jahre zuvor Juden diskriminiert, eingeschüchtert und bedroht. Mit der Reichsprogromnacht trat der antisemitische Terror im Dritten Reich in eine neue Phase ein. 

Antisemitismus ist dabei mehr als nur eine Erinnerung aus dunkler Zeit. Bis heute ist er Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 3.028 antisemitische Straftaten erfasst. Das ist der höchste bislang gemessene Wert seit Beginn der Erfassung in der polizeilichen Kriminalstatistik im Jahr 2001.

Doch auch darunter gibt es unterschiedliche Formen von Vorurteilen und Antipathien gegenüber Juden. Das American Jewish Committee Berlin hat eine Studie in Auftrag gegeben, um diese Haltungen zu erforschen:

Antisemitismus - ein gesamtgesellschaftliches Problem

Diese zeigt: Die Deutschen ist weitgehend sensibel für das Thema: Drei Viertel der Befragten sehen Antisemitismus als Problem an, dass die Gesellschaft als Ganzes betrifft. Leidglich 8 Prozent der Befragten sahen darin ein Problem, dass nur Juden angeht.

Antipathien gegenüber Juden

Auch gibt es in er Bevölkerung keine vorherrschende Antipathie gegenüber Juden: Lediglich 6 Prozent bezeichnen Juden als per se unsympathisch; 43 Prozent hingegen als sympathisch; 51 Prozent empfinden weder Antipathie noch Sympathie.

Dabei zeigt sich auch: Die Haltung zum Staat Israel beeinflusst die Einstellung zu Juden insgesamt: Personen, die ein schlechtes Bild vom Staat Israel haben, äußern sich durchweg kritischer gegenüber Juden als andere.

Haltung gegenüber Israel

Generell haben 54 Prozent der Befragten ein gutes oder sogar sehr gutes Bild von Israel. Auch stimmen 48 Prozent der Aussage zu, dass die Sicherheit Israels im nationalen Interesse Deutschlands liege.

Vorurteile gegenüber Juden

Auf der anderen Seite sind Vorurteile gegen Juden weit verbreitet.

So sind 65 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass Juden eng zusammen halten. Jeder Dritte glaubt, dass Juden ihren Status als Opfer des Völkermords im Zweiten Weltkrieg zu ihrem Vorteil nutzen. Etwa jeder Vierte glaubt, dass Juden im Durchschnitt reicher sind als der Rest der deutschen Bevölkerung. 23 Prozent nehmen an, dass Juden zu viel Macht in der Wirtschaft und im Finanzwesen haben.

Alltäglicher Antisemitismus

Ein weiteres Gesicht des Antisemitismus in Deutschland ist ein alltäglicher Antisemitismus, der sich etwa in Gesprächen im privaten Kreis äußern kann.

Lediglich 3 % berichten davon, dass im eigenen Bekanntenkreis häufiger abfällig über Juden gesprochen wird. Immerhin 50 % nehmen dies gelegentlich war, 26 % nur selten. Eine Mehrheit von 56 % erlebt erfreulicherweise keine abfälligen Bemerkungen über Juden.

Am ehesten als Anzeichen können noch Witze oder Vorurteile gegenüber Juden am häufigsten vor: 41 % der Bevölkerung an dies schon einmal oder mehrfach erlebt. Beleidigungen Sportbedrohungen gar 22 %; 14 % haben auch Sachbeschädigung, 10 % körperliche Angriffe gegen Juden in irgendeiner Weise erlebt oder beobachtet.

Am häufigsten werden solche antisemitischen Vorfälle in sozialen Netzwerken beobachtet; aber auch an Schulen Hochschule der Straße oder öffentlichen Orten treten sie auf.

Gedenken an den Holocaust

Umso relevanter ist das Gedenken. Das sieht auch die Mehrheit der Befragten so. Die Hälfte hält die Erinnerung an den Holocaust für unbedingt notwendig, weitere 43 immerhin für wichtig. Auch sind 60 Prozent der Befragten von der Singularität des Holocausts überzeugt.

#Nie wieder

Der Antisemitismus bleibt eine Bedrohung