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Freitag, 3. Mai 2024

Seit gestern lebt Deutschland ökologisch auf Pump

Bonn - Seit Donnerstag leben die Bundesbürger ökologisch auf Pump. Dann haben sie die ihnen zustehenden erneuerbaren Ressourcen des Globus für dieses Jahr verbraucht.

Tendenziell nehme die Erdüberlastung durch Deutschland seit 2010 zwar etwas ab - aber viel zu langsam, erklärte die Umweltorganisation Germanwatch mit Blick auf die Zahlen des Global Footprint Network (GFN). "Wären vor 14 Jahren rechnerisch 3,3 Erden nötig gewesen, wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie die Menschen hierzulande, sind es heute noch immer 3."

Im globalen Vergleich liegt Deutschland mit etwa einem Dutzend weiterer Staaten in der frühen Phase des Jahres, während der globale Erdüberlastungstag zuletzt für Anfang August errechnet wurde. Gründe dafür sind ein hoher Energieverbrauch, ein steigender CO2-Ausstoß vor allem durch den Verkehrssektor, industrielle Tierhaltung und Umweltverschmutzung.

Großen Einfluss auf den zu hohen Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Holz, Pflanzen oder Nahrungsmittel hat laut Germanwatch der hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten. In Deutschland würden rund 60 Prozent der Agrarfläche für die Produktion von Futtermitteln verwendet.

Konstantinos Tsilimekis, Experte für Welternährung und Landnutzung bei Germanwatch, erklärt: "Allein 56 Prozent des hierzulande erzeugten Getreides gehen in die Futtertröge." Da die einheimischen Futtermittel dennoch nicht ausreichten, um den hiesigen Bedarf für die Tiere zu decken, würden zusätzlich massiv Flächen im Ausland in Anspruch genommen - 2022 etwa wurden 3,4 Millionen Tonnen Soja für die Verfütterung nach Deutschland importiert.

Der Anbau solcher Futtermittel sei seit Jahrzehnten ein zentraler Treiber für die Vernichtung von Wäldern und den Verlust von Biodiversität, so die Wissenschaftler. "Allein von 2016 bis 2018 stand die Zerstörung von 138.000 Hektar Tropenwald weltweit in Verbindung mit dem Verbrauch in Deutschland. Das ist fast die doppelte Fläche einer Millionenstadt wie Hamburg."

Eine ressourcenschonende Ernährung erreiche man aber nicht allein mit Appellen, so die Umweltorganisation. Es sei eine politische Aufgabe, nachhaltigere Gemeinschaftsverpflegung, etwa in Kantinen, sowie steuerliche Anreize für pflanzenbasierte Nahrungsmittel zu schaffen. Zugleich müssten auch gangbare Geschäftsmodelle gemeinsam mit den Landwirten entwickelt werden. (KNA)