Regierungskritischer Bischof Alvarez in Nicaragua festgenommen
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Nicaragua
Montag, 22. August 2022

Regierungskritischer Bischof Alvarez in Nicaragua festgenommen

Managua - Polizeikräfte in Nicaragua haben am Freitag das Bischofshaus von Matagalpa gestürmt und den regierungskritischen Diözesanbischof Rolando Alvarez festgenommen.

Laut übereinstimmenden Medienberichten brach die Polizei in den frühen Morgenstunden das Tor zum Bischofshaus auf. Neun Personen, unter ihnen mehrere Geistliche und auch Bischof Alvarez, seien danach in einem Autokonvoi weggebracht worden, so die Medienberichte. Über den aktuellen Aufenthaltsort wurde vorerst nichts bekannt. Das Schicksal des Bischofs, der ins Visier des Ortega-Regimes in Nicaragua geraten ist, sorgt seit Tagen international für Aufsehen.

Alvarez wurde vor zwei Wochen in seinem Bischofshaus unter Hausarrest gestellt worden. Ein Bild, auf dem zu sehen ist, wie er auf Knien für die bewaffneten Polizisten um Barmherzigkeit bittet, ging um die Welt. "Wir müssen dem Hass mit Liebe begegnen, der Verzweiflung mit Hoffnung", sagte Alvarez in einem auf verschiedenen Social-Media-Plattformen veröffentlichten Video.

Dem 55-jährigen wird von den Behörden vorgeworfen, in Kontakt mit "gewalttätigen Gruppen" zu stehen, die "Hassverbrechen gegen die Bevölkerung verüben wollen", um damit "den Staat Nicaragua zu destabilisieren sowie Verfassungsorgane zu attackieren", wie die Polizei Anfang August mitteilte. Zuvor hatte Alvarez öffentlich gegen die Schließung mehrerer katholischer Radiostationen protestiert. Auch wenn die Regierung des Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo die Stationen schließe, könnten sie damit "nicht die Stimme Gottes zum Schweigen bringen", so der Bischof.

Die Festnahme des Bischofs bedeutet eine weitere Eskalation im Konflikt zwischen Staat und Kirche in Nicaragua. Seit Jahren kritisieren zahlreiche Kirchenvertreter die Menschenrechtsverletzungen der sandinistischen Regierung. Die wiederum reagiert mit drastischen Maßnahmen, lässt immer wieder Gotteshäuser umstellen, Geistliche und Gläubige einschüchtern. Kritische Medien mutmaßten zuletzt, die Regierung Ortega könnte versuchen, Papst Franziskus zu zwingen, Alvarez ins Exil abzuberufen. (KNA)