Nicht-Betroffene können keine Gewaltlosigkeit fordern
Bad Herrenalb - Für die evangelische Bischöfin in Baden, Heike Springhart, können im Ukraine-Krieg nur diejenigen moralisch berechtigt für gewaltfreie Lösungen eintreten, die selbst von Krieg und Gewalt betroffen sind. „Sofern wir nicht unmittelbar betroffen sind, kann die Aufgabe der Kirche und der Friedensethik nicht darin bestehen, den Bedrohten Gewaltlosigkeit nahezulegen und ihnen das Recht auf Selbstverteidigung abzusprechen“, sagte die Bischöfin am Dienstag bei der Synode der Landeskirche in Bad Herrenalb.
Gleichzeitig sei es falsch, unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs vom gewaltfreien Streben nach Frieden abzurücken. Es gelte, die Kräfte derer zu stärken, die dem Frieden dienen und die Gewaltlosigkeit wagen, sagte Springhart.
Den von Bundeskanzler Scholz (SPD) geprägten Begriff einer „Zeitenwende“ für eine radikale Neuausrichtung der deutschen Sicherheits- und Außenpolitik lehnte Springhart als ideologisch ab. Auch sei es falsch, von einer Verteidigung westlicher Werte zu reden.
Für die Bischöfin gilt es immer wieder auszusprechen, dass Russland mit seiner „brutalen Missachtung der Menschenrechte“ und dem Bruch des Völkerrechts keinen Erfolg haben dürfe. Ebenso klar sei, dass militärische Gewalt „jeden Tag neuen Tod und Zerstörung“ bringe und keinen Frieden schaffe.
Die Landessynode will bei ihrer Herbsttagung bis Donnerstag ein Grundsatzpapier zur Friedensethik verabschieden. (KNA)