Mit Gott zu Gold
Berlin - Die deutsche Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye (25) hat neben vielen Glückwünschen nach ihrem Goldmedaillen-Gewinn auch Diskriminierung erfahren. „Beispielsweise, dass ich keine richtige Deutsche wäre, oder ich wäre keine wahre deutsche Olympiasiegerin“, sagte die Tochter eines Nigerianers im Interview der „Welt am Sonntag“. Mittlerweile stehe sie über solchen Angriffen, erklärte sie. „In der Kindheit war das anders, wo sich Gleichaltrige über mich lustig machten, mich beleidigten und mobbten, weil ich eine andere Hautfarbe habe, meine Nase zu groß ist, meine Haare schlimm aussehen oder ich generell zu groß bin“, so Ogunleye über die Zeit in der Grundschule. „Kinder können so gemein sein.“ Sie habe sich damals geschämt. „Alle schmerzhaften Sprüche habe ich akzeptiert, habe denjenigen, die etwas Leidvolles zu mir sagten, immer recht gegeben. Ich hatte oft dunkle Gedanken, fühlte mich häufig einsam und verloren“, sagte sie.
Es habe Klassenkameraden gegeben, die sie zeitweise jeden Morgen vor der Schule beleidigten: „Die Schwarze ist wieder da“ oder „Was will denn die Schwarze hier“ und vieles mehr. Erst nach einigen Jahren habe sie den Lebensmut wiedergefunden: „Es war der dunkelste Moment meines Lebens, ich war zwölf oder 13, als plötzlich eine ruhige, sanfte Stimme in die Dunkelheit hineingesprochen hat und sagte: 'Ich liebe dich, meine Tochter, und ich habe einen Plan für dein Leben.' Und ich weiß noch, wie ich mich weinend umschaute und fragte: Wer oder was war das gerade? Ich wusste, das war Gott, von dem ich dachte, dass er alle anderen, nur mich nicht liebt.“ Ogunleye habe ihr Herz dann Gott geöffnet und gesagt: „Wenn es dich wirklich gibt, geh ich ab sofort mit dir, denn allein schaffe ich das nicht.“
Die Athletin gewann bei den Olympischen Sommerspielen in Paris mit einem Wurf über 20 Meter im letzten Versuch überraschend die Goldmedaille. „Ich habe für diesen letzten Stoß Gott eingeladen und gesagt: Komm du mit mir in den Ring und lass uns hier das Unfassbare erreichen. Wir können den Sieg mit nach Hause nehmen“, sagte sie bereits in einem Interview des Portals domradio.de (Mittwoch). Anschließend sei sie fassungslos gewesen, weil ihr Gebet erhört worden sei.
(KNA)