Gottlose Physik ist nicht möglich
Wien - Für den deutschen Astronomen Heino Falcke ist der Gedanke, „dass Naturwissenschaft und Physik überhaupt nichts mit Glaube oder Theologie zu tun haben können, ein Unding der heutigen Zeit“. Das sagte der an der Radboud-Universität Nimwegen in den Niederlanden lehrenden Astrophysiker im Dezember in einem Interview mit der österreichischen Zeitung „Der Standard“.
Für den Naturwissenschaftler ist „gottlose Physik nicht möglich“. Viele große Physiker, auf denen unsere heutigen Erkenntnisse basieren, seien tiefgläubige Menschen, so Falcke. „Wenn ein Physiker, der natürlich die materiellen Dinge beschreibt, nicht darüber hinausdenkt, über die Bedeutung seiner Arbeit in einem philosophisch-theologischen Kontext nachdenkt, beschneidet er sich selbst.“ Er plädiere dafür, in der akademischen Welt „über Gott zu reden als Ursprung von allem“, so Falcke; und zwar „ganz entspannt und unabhängig von der Glaubensrichtung“. Er würde sich daher wünschen, „dass sich Philosophen und Theologen auch wieder mehr an die Physik heranwagen und umgekehrt“.
Der 1966 in Köln geborene Falcke wurde einem breiteren Publikum bekannt durch seine Forschung zu Schwarzen Löchern, über die er mehrere Bücher verfasste; unter anderen „Licht im Dunkeln - Schwarze Löcher, das Universum und wir“. Furore machte er auch mit dem ersten Bild eines Schwarzen Lochs, das im April 2019 auf vielen Titelseiten weltweit zu sehen war. Er erhielt diverse Auszeichnungen. Kürzlich wurde er mit dem renommierten Balzan-Preis zur Ehrung herausragender Wissenschaftler aus den Geistes- und Naturwissenschaften geehrt. Über seinen Glauben hat Falcke bereits mehrfach Auskunft gegeben, unter anderem in YouTube-Videos. Der 57-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder. Als Laienprediger der Evangelischen Kirche im Rheinland leitet der Radioastronom zudem Gottesdienste in der Evangelischen Kirche. 2018 wurde ein Asteroid nach ihm benannt: (12654) Heinofalcke. (KNA)