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Haiti
Mittwoch, 20. März 2024

Die Kirche leidet, aber es gibt Hoffnung

Port-au-Prince - "Schwierig", so beschreibt Schwester Marcella Catozza von den Franziskanerinnen die Situation der Kirche in dem karibischen Land, das von der Gewalt krimineller Banden heimgesucht wird. „Die Situation der Kirche ist genauso schwierig wie die allgemeine Realität in Haiti.", sagt Schwester Marcella.

„Schwierig, weil die Verbindungen schwierig sind, weil es schwierig ist, sich zu treffen und zusammenzuarbeiten. Jeder ist ein wenig isoliert. Jeder ist auf sich allein gestellt", erklärt die Ordensfrau, die seit 20 Jahren in einem der Elendsviertel von Port-au-Prince lebt und arbeitet.

"Vor kurzem wurde Bischof Dumas Anse-à-Veau Miragoâne Opfer eines Sprengstoffattentats, aber davor war es das Erdbeben, das die Kirche schwer getroffen hat, mit dem Tod des Erzbischofs, des Vikars, des Kanzlers und des Sekretärs der Erzdiözese von Port-au-Prince. Priesterseminare wurden zerstört".

Keine Einheit

Trotz der gemeinsamen Kultur, so die Ordensfrau, "fällt es den Haitianern schwer, sich als ein einheitliches Volk zu erkennen“. "Ihre Einheit rührt immer daher, dass sie gegen etwas sind", erklärt Schwester Marcella. "Sie haben sich nie zusammengeschlossen, um etwas aufzubauen, sondern um dagegen zu sein. Gegen die Weißen, gegen die Franzosen, jetzt gegen den Premierminister. Die Haitianer kämpfen darum, eine Identität als Volk zu finden, weil sie diese nie hatten".

Hoffnungszeichen

Schwester Marcella, die sich derzeit nicht in Haiti aufhält, sieht dennoch ein Licht der Hoffnung. "Nach jahrelanger Arbeit haben die Menschen, die mit uns zusammenarbeiten, endlich erkannt, dass wir dazu da sind, etwas aufzubauen. Nach 20 Jahren sind etwa 80 Personen bei uns beschäftigt, Erzieher, Lehrer und Dienstleistungspersonal, die einen Kindergarten, eine Grundschule und ein Heim für 150 Kinder betreiben, von denen 40 behindert sind. Ich bin die erste, der darüber staunt, wie sie sich selbst in der Lage zeigen, auch ohne meine Anwesenheit weiterzumachen“.

"Sie empfinden diese Arbeit als ihre eigene, sie riskieren ihr Leben, um zur Arbeit zu gehen, weil sie Straßen überqueren müssen, die Schauplatz von Schießereien und Bandenkontrollen sind, die einen erschießen können, nur weil sie Lust dazu haben. Der Leiter des Wohnheims kann nicht mehr den normalen Weg nehmen, weil die Gangster ihn nicht passieren lassen. Also hat er einen alternativen Weg gefunden, der durch einen Fluss mit Abwässern führt. In seinem Rucksack hat er Ersatzkleidung dabei, so dass er sich, wenn er aus der Kanalisation kommt, mit Meerwasser wäscht, seine Kleidung anzieht und zur Arbeit kommt. Ein Mensch tut das nicht wegen seines Gehalts, sondern weil all diese Kinder, die jetzt in Not sind, von ihm abhängen". (Fides)