Auf Kuba bevölkern Ordensleute wieder die Hörsäle
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Mittwoch, 3. Juli 2024

Auf Kuba bevölkern Ordensleute wieder die Hörsäle

Havanna – Katholische Kirchenvertreter waren nach der kubanischen Revolution auf der Karibikinsel nicht mehr erwünscht. Revolutionsführer Fidel Castro hatte die Bildung 1961 verstaatlicht und damit auch zahlreichen kirchlichen Organisationen die Grundlage für ihre Lehrarbeit entzogen. Weit über 100 Kirchenvertreter wurden zwangsausgebürgert. Damals bezeichnete der Máximo Líder die Kirche als "fünfte Kolonne der Konterrevolution". Nach der gescheiterten Invasion, überwiegend durch Exilkubaner, in der Schweinebucht ging das Castro-Regime auch rigoros gegen Kirchen, Priester und Bischöfe vor. Bis heute gilt das Verhältnis als angespannt.

Nun meldet das regierungskritische Portal 14ymedio, dass die Dominikaner wieder unterrichten dürfen. Der Sender EWTN zeigte Bilder, wie die Geistlichen in ihrer Ordenskleidung in der Universität Havanna zu sehen sind. Thema der Vorlesungen werde die "Schule von Salamanca" sein, eine juristische Auslegungsmethode aus dem 16. Jahrhundert, die Elemente von Theologie und Philosophie in sich vereinte.

Es ist ein bemerkenswerter Kurswechsel, der mit einem Foto bestätigt wird, das bei regierungskritischen Kubanern auf Verwunderung stößt. Darauf zu sehen ist der brasilianische Prior der Dominikaner, Celio de Padua Garcia, gemeinsam mit dem brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto sowie Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel und dessen Ehefrau Lis Cuesta. 

Die neue Zusammenarbeit kommt zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt: Laut der Nichtregierungsorganisation Prisoners Defenders, die sich um die Rechte von aus politischen Gründen Inhaftierten kümmert, gibt es derzeit mehr als 1.000 politische Gefangene auf Kuba. Die Zahl ist nach den historischen Sozialprotesten 2021 deutlich angestiegen. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch werfen der Regierung in Havanna schwere Verstöße gegen die Menschenrechte vor. 

Entsprechend geteilt war das Echo auf das Bild. Das Portal 14ymedio zitierte den Journalisten Adrian Martinez, der "die Komplizenschaft" von Frei Betto mit dem Castro-Regime als auch der aktuellen Regierung kritisierte. Demgegenüber steht der Wunsch der Dominikaner, wieder verstärkt in die Lehre und Forschung auf Kuba einzusteigen.

Seit gut 15 Jahren gibt es trotz verschiedener Rückschläge eine neue Nähe zwischen der katholischen Kirche und der kubanischen Ein-Parteien-Regierung. Auslöser waren erste direkte Gespräche zwischen dem damaligen, inzwischen verstorbenen Hauptstadt-Erzbischof Jaime Ortega, der später auch mithalf, ein Klima eines diplomatischen Tauwetters mit Washington und der damaligen Regierung Barack Obama herzustellen. Seitdem gewann die Kirche öffentliche Präsenz in Kuba zurück. Die Rückkehr der Dominikaner in den Hörsaal ist nun ein weiterer Schritt. (KNA)