Nach 19 Monaten endlich vereint
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Mazenodfamilie
Sonntag, 15. Oktober 2023
Weltmissionssonntag

Nach 19 Monaten endlich vereint

„Wir verpflichten uns, den Armen mit ihren vielen Gesichtern zu Hilfe zu kommen.“ Dieser markige Satz findet sich in den Dokumenten des letzten Generalkapitels der Oblaten. Wie dieser große Anspruch umgesetzt werden kann, zeigt ein Oblatenmissionar in Oberschwaben.

Für Pater Alfred Tönnis bedeutete das ganz konkret ein syrisches Waisenkind zu seinen Verwandten zu bringen. Das war alles andere als einfach. Eine 19 Monate dauernde Odyssee durch Behörden in Deutschland, Syrien und dem Libanon mussten er und vor allem die Familie Hourie durchstehen, bis Mohamad Omar Ende September 2023 endlich mit seiner Familie vereint war. In dieser nervenaufreibenden Zeit hat Pater Alfred der Familie mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Der Oblate, der als Pfarrer der Seelsorgeeinheit Bussen tätig ist, engagiert sich schon viele Jahre für Geflüchtete. Wir haben davon mehrfach berichtet. Er kennt die syrische Familie Hourie seit ihrer Ankunft in der Region vor neun Jahren.

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Kafaa (hinten 2.v.r.) und Mohamad Hourie (2.v.l.), ihre vier Kinder und der Großvater des Jungen (l.) freuen sich über ihr neues Familienmitglied. Foto: DRS/Waggershauser

Leidvolle Erfahrungen für eine kleines Kind

„Es ist unvorstellbar, was dieses Kind in seinem jungen Leben schon alles mitmachen musste“, so Pater Alfred. Mohamad Omars Vater gilt als im Krieg vermisst. Seine Mutter und seine Schwester starben im Jahr 2021 bei einem schweren Verkehrsunfall in Aleppo. Der kleine Junge überlebte, weil er aus dem Auto geschleudert wurde.

Er kam zunächst bei einer Familie unter, sollte dann aber in ein Waisenhaus. „Die einzigen Verwandten kamen zu mir und fragten, ob nicht die Möglichkeit bestehen würde, dieses Kind nach Deutschland zu holen“, berichtet der engagierte Oblate. Er setzte daraufhin sämtliche Hebel in Bewegung. Nach neun Monaten schienen alle Hürden überwunden. Das Scharia-Gericht in Damaskus, das Landratsamt Biberach und weitere Behörden hatten der Adoption und der Familienzusammenführung zugestimmt.

Rückschläge und tatkräftige Unterstützung

Pater Alfred reiste im November letzten Jahres über den Libanon an die syrische Grenze, um das Kind in Empfang zu nehmen und nach Deutschland zu bringen. Über Videochats hatten er und die Familie Kontakt zu dem Jungen aufgebaut. Die gemeinsame Reise endete jedoch kurze Zeit später in Beirut. Obwohl alle anderen Papiere vorhanden waren, fehlte das Visum für Mohamad Omar. Pater Alfred musste allein zurückreisen, konnte den damals Zweijährigen aber zuvor übergangsweise in einer Familie im Libanon unterbringen.

Dass das Kind nun endlich mit seinen Verwandten vereint werden konnte, ist auch vielen Unterstützern und Spendern zu verdanken, betont Pater Alfred: „Viele haben nun versucht, im Hintergrund kreativ zu helfen“. Aufgrund der dramatischen Situation und der vielfältigen Beziehungen schaffte er es, im Januar dieses Jahres einen Sondertermin in Beirut zu bekommen, um das Visum zu beantragen: aus seiner Sicht erst, aus Sicht der überlasteten deutschen Botschaft schon. Dass es danach nochmals acht Monate dauern würde, bis der positive Bescheid eintrifft, ahnte damals niemand. „Ich habe oft auf dem Bussen für diesen ‚Nachwuchs‘ gebetet“, gesteht Pater Alfred. Er hatte aber auch schon daran gedacht, sich für das Kindswohl vor dem Auswärtigen Amt in Berlin festzukleben.

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Bis Pater Alfred und Mohamad Omar endlich den Flug von Beirut nach Frankfurt nehmen konnten, waren einmal mehr Geduld und gute Nerven gefragt Foto (Symbolbild): Peggy (Pixabay)

Am Ziel einer langen Reise

Das blieb ihm erspart, denn Anfang September kam die erlösende Nachricht aus Beirut. „Sie haben mir geschrieben, dass ich das Visum abholen kann“, erzählt er rückblickend. Die Tickets für den Rückflug mit Mohamad Omar nach Deutschland buchte er für den 27. September. War das nun das Happy End?

Doch am geplanten Abflugtag gab es wieder Probleme. „Wir müssen alles abblasen“, schrieb der verzweifelte Oblate an die Mitstreiter nach Deutschland. Bei dem Jungen fehlte der Stempel für die Einreise von Syrien in den Libanon aus dem November 2022. Es vergingen bange Stunden. Schließlich schaltete sich sogar der libanesische Einwanderungsminister ein. Pater Alfred sah sich schon allein im Flugzeug nach Deutschland, als es dann plötzlich hieß: „Das Kind kommt mit.“

Trotz aller Hürden und Rückschläge, die letztlich vor allem den kleinen Mohamad Omar trafen, sieht es Pater Alfred als Mutmachgeschichte. „Mit dieser Aktion rette ich ja nicht die Welt, aber für diesen einen dreijährigen Jungen ändert sich seine Welt in eine hoffnungsvollere Welt“, ist er überzeugt.

Und er möchte ein Zeichen setzen für den interreligiösen Dialog, wenn ein katholischer Priester von der christlichen Botschaft motiviert einem muslimischen Jungen und seiner neuen Familie eine Perspektive gibt. Eine Ermutigung an alle, die sich für Geflüchtete einsetzen und oft resignieren.

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