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Mazenodfamilie
Missionare schreiben
Dienstag, 31. Oktober 2023

Unterwegs in einer Welt, die Hoffnung braucht

Im Jahr 2022 durfte ich an unserem Generalkapitel teilnehmen. Es stand unter dem Leitwort: „Pilger der Hoffnung in Gemeinschaft“. Dieses Motto drückt gut aus, wie wir Oblaten uns als Missionare verstehen. Die drei Hauptwörter „Pilger“, „Hoffnung“ und „Gemeinschaft“ entsprechen den drei göttlichen Tugenden „Glaube, Hoffnung und Liebe“.

Missionare sind Menschen mit Grundvertrauen

Pilger müssen Menschen des Glaubens sein, Menschen mit Grundvertrauen, sonst würden sie die Reise nie antreten. Jeder Missionar, jede Missionarin, ja alle Getauften sollten Pilger der Hoffnung sein. Die gemeinsame Hoffnung leben wir als Mazenodfamilie in Gemeinschaft. Das findet sich schon in unserer Ordensregel, wenn es heißt, dass Oblaten als Pilger „mit Jesus im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe unterwegs sind“.

Grund christlicher Hoffnung sind Menschwerdung, Tod und Auferstehung Jesu. Das gilt nicht nur im Blick auf das leere Grab Christi. Wir dürfen auch auf unsere eigene Auferstehung hoffen. Unsere Gegenwart ist bereits von der Zukunft her erhellt. Das erlaubt uns eine neue Sicht auf das Leben. Mit dem Blick des neuen Menschen, der dem gekreuzigten und auferstandenen Christus traut, betrachten wir die Welt. Es ist ein Lebensraum, in dem die gegenseitige Abhängigkeit eine Schlüsselrolle spielt.

Glaube ist das Wissen, dass ich geliebt werde. Hoffnung bedeutet zu glauben, dass mein Grab bereits leer ist. Das bedeutet zu glauben, dass in allem immer etwas Gutes verborgen ist. Im Glauben geht es um meine Beziehung zu Gott, in der Hoffnung um meine Beziehung zu allem, was Gott geschaffen hat.

Hoffnung beeinflusst das Leben

Hoffnung zu haben bedeutet, mit dem Wissen zu leben, dass in allem etwas Gutes verborgen ist. Das muss sich auch auf unsere ganz konkreten Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten im Leben auswirken.

Hoffnung ist auch die Kunst, schwere Situationen auszuhalten, christlich gesprochen am Kreuz zu bleiben. Und das nicht etwa, weil ich die Lösung des Problems schon sehe, sondern weil ich darauf vertraue, dass Gott sein Werk tun wird.

Wie oft fühlen wir uns schlecht, weil die Realität des Lebens nicht mit unseren Wünschen übereinstimmt. Und genau darin liegt die Chance der Hoffnung. Gott ist immer größer als jedes Übel. In solchen Situationen können wir besser verstehen, dass wir Gott nicht um ein anderes Leben bitten sollten, sondern um ein anderes Herz. Ein Herz, das sich der Liebe Christi bewusst ist. Wenn ein Christ in Schwierigkeiten ist, kann er voller Freude ausrufen: „Gott, was für eine große Barmherzigkeit willst Du mir schenken, jetzt, wo ich in einer so großen Notlage bin!“

Die Welt braucht Hoffnung

Ohne Frage leben wir heute in einer Welt, die von vielen Krisen, Krieg, Leid und Schmerz geprägt ist. Als Mazenodfamilie, als Oblaten und Oblatinnen, als Assoziierte und alle, die sich mit dem Charisma des hl. Eugen verbunden fühlen, sind wir aufgefordert, einer zerbrochenen Welt, die unter Krieg, Armut und der Zerstörung der Schöpfung leidet, Hoffnung zu geben. „Die Hoffnung auf Jesus Christus ruft uns auf, ´ein deutliches Zeugnis von der rettenden Liebe des Herrn abzulegen, der uns trotz unserer Unvollkommenheit seine Nähe, sein Wort und seine Kraft schenkt und unserem Leben einen Sinn gibt´“, so das Kapitel der Oblaten.

Aus christlicher Hoffnung leben bedeutet, dazu bereit zu sein, auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören und so den Sinn und das Ziel des eigenen Lebens wahrzunehmen.

Hoffnung hilft uns, in den Ereignissen des Lebens, auch in den schwierigen Situationen, einen Sinn zu entdecken.

Der Blick der Hoffnung befähigt, sich auf die Herausforderungen der einzulassen und mit Geduld und Ausdauer an ihrer Verwandlung zu arbeiten. Nicht als Philanthropen, Humanisten, Sozialarbeiter oder Umweltschützer, sondern als Menschen des Glaubens und der Hoffnung, die sicher sind, dass Gott einen viel größeren Plan für sie hat als das, was an der Oberfläche sichtbar ist.

Mit den Armen und Stimmlosen

Oblaten sollen sich als Missionare durch Nähe zu den Armen und Stimmlosen auszeichnen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass der Schrei der Erde zugleich der Schrei der Armen ist, denen wir den Vorrang geben sollen.“, fordert unsere Ordensregel und stellt fest: „Die Oblaten hören den Schrei derer, die keine Stimme haben (...) und werden selbst zu derer Stimme“.

In der Tradition der Oblaten gehört der Dienst für Arme und Verlassene schon immer zu den Aufgaben der Missionare. Diese Armen und Verlassenen haben im Lauf der Geschichte neue Namen und neue Gesichter bekommen. Und das Generalkapitel betrachtet die Schöpfung als eines dieser neuen und privilegierten Gesichter der Armen. Nur wenn wird auf die Armen hinweisen, wenn wir ihnen unsere Stimmen leihen, wenn unser Leben auf ihr Leben hinweist, werden wir zu dem, was wir in Gottes Augen bereits sind und was wir sein sollen: Söhne und Töchter Gottes.