Sensibilisieren, fördern, integrieren
In der vergangenen Zeit kommen immer mehr Menschen in unsere Gegend zwischen Atlantik und Wüste. Das ist auf drei Faktoren zurückzuführen: Erstens sichern im nördlichen Teil Marokkos die Behörden die Grenze zu den spanischen Exklaven, und auch die Flucht über das Mittelmeer ist schwieriger geworden. Zweitens kommt hinzu, dass sich hartnäckig das Gerücht hält, in unserer Gegend wäre es leichter, Arbeit zu finden. Drittens versuchen viele Migranten nun über die Passage von der Atlantikküste der Westsahara zu den Kanarischen Inseln und damit in die EU zu gelangen.
Die Migranten kommen hauptsächlich aus französischsprachigen westafrikanischen Ländern südlich der Sahara. Die meisten von ihnen haben keine Aufenthaltsgenehmigung, sie wollen auch nicht dauerhaft bleiben, sondern weiter nach Europa oder Nordamerika. Die Migrantinnen und Migranten werden immer wieder Opfer von Gewalt und sexuellen Übergriffen.
Bedürfnisse der Menschen
Die dringlichsten Bedürfnisse der Migranten sind: eine ausreichende medizinische Versorgung, eine feste Arbeit und eine Unterkunft. Gesundheit und medizinische Versorgung sind von zentraler Bedeutung: Wegen der Arbeits- und Unterbringungsbedingungen nehmen Krankheiten, die oft ansteckend sind, stark zu. Der Zugang zu Medikamenten ist nicht sicher gewährleistet. Das hat die Covid-19-Pandemie noch verschlimmert.
Unter den Migrantinnen sind oft auch Schwangere oder alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern. Besonders Kinder und Jugendliche leiden unter den Lebensumständen. Ihnen und ihren Müttern zu helfen, hat für uns Priorität. Es ist wichtig, den Frauen und Kindern Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Auch eine Kinderbetreuung ist unerlässlich. Des Weiteren ist es uns auch wichtig, die Menschen zu über die Risiken auf dem Weg zu informieren und sie für Probleme ihrer Reise und ihrer möglichen Ankunft in Europa zu sensibilisieren.
Hilfe für Migrantinnen und Migranten
In diesem Zusammenhang läuft seit mehreren Jahren ein Projekt von uns Oblaten, bei dem wir mit Gruppen und Organisationen vor Ort zusammenarbeiten. Diese sind alle muslimisch. In Laayoune und El Marsa wird das Projekt mit lokalen Partnern durchgeführt. In Dakhla wird das Projekt mit Hilfe von zwei Mediatoren durchgeführt, die zu unserer Gemeinde gehören und selber aus dem Senegal bzw. von der Elfenbeinküste kommen.
Bis jetzt wurde unser Projekt von der Caritas in Rabat und anderen Partnern finanziert. Ab dem Jahr 2023 kann uns die Caritas in Rabat nicht mehr finanziell unterstützen. Als Apostolische Präfektur sind wir nur eine sehr kleine kirchliche Einheit ohne finanzielle Ressourcen. Deshalb haben wir mit der Suche nach neuen Partnern begonnen.
Wir wollen die prekären Lebensbedingungen von Migrantinnen und Migranten im Transit in der Westsahara verbessern. Als Kernelemente möchten wir medizinische Versorgung und menschenwürdige Unterkunftsmöglichkeiten bereitstellen und Betreuungsstellen besonders für Frauen und Kinder ausbauen.
Darüber hinaus fördern wir die Integration von Migrantinnen und Migranten im hiesigen Arbeitsmarkt. Den Menschen, die hier gestrandet sind, geben wir Ausbildungsbeihilfen und helfen ihnen auch bei der Gründung von Kleinstunternehmen. Daneben machen wir die Flüchtlinge auf die Probleme der Migration nach Europa aufmerksam. Dazu gehört, sie auch auf bestehende Alternativen hinzuweisen; wir ermutigen sie daher etwa, sich hier in der Westsahara eine neue Existenz aufzubauen, damit sie den gefährlichen Weg in eine ungewisse Zukunft in Europa nicht antreten müssen.
Westsahara
Die apostolische Präfektur Westsahara entspricht etwa der Fläche von Großbritannien, hat aber weniger als eine Million Einwohner und liegt in einem völkerrechtlich umstrittenen Gebiet. Das Gebiet wird von Marokko beansprucht, während eine Unabhängigkeitsbewegung die Eigenstaatlichkeit der Westsahara fordert. Einige EU-Staaten, darunter Deutschland, erkennen die Souveränität Marokkos über die Westsahara nicht an.
Katholische Christen sind in dem Gebiet eine verschwindend kleine Minderheit, die sich auf zwei Gemeinden in Dakhla und in El Aaiún konzentriert, deren Gemeindemitglieder Wanderarbeiter oder Migranten sind, die dort nur vorübergehend leben. Die Oblaten bilden die einzige permanente kirchliche Präsenz vor Ort.