Lichtblicke in der Westsahara
Heute möchte ich euch von ganzem Herzen danken. Eure Unterstützung hat es uns ermöglicht, Lichtblicke für viele Menschen in der Westsahara zu schaffen. Dank eurer Hilfe konnten wir in unseren Aufnahmezentren in Laayoune und Dakhla fast 3000 Migrantinnen und Migranten willkommen heißen, darunter über 2000 Frauen und minderjährige Mädchen. Durch die Spenden der Leserinnen und Leser des WEINBERGS und der Mitglieder des Marianischen Missionsvereins zu Weihnachten 2022 konnten wir die Grundbetriebskosten sowie die Bezahlung der Sozialarbeiterinnen für je ein Zentrum in Laayoune und Dakhla decken. Darüber hinaus ermöglichten Sie uns, Direkthilfe für Migrantinnen im Jahr 2023 bereitzustellen. Diese Mittel waren entscheidend: Wir konnten 88 schwangere Frauen unterstützen und für über 250 weitere Frauen in extrem gefährlichen Lebenssituationen die notwendige Begleitung durch geschultes Personal gewährleisten.
Westsahara
Die Westsahara ist ein Gebiet im Nordwesten Afrikas, das seit Jahrzehnten ein umstrittenes Territorium ist. Es grenzt im Norden an Marokko, im Osten und Süden an Algerien und im Westen an den Atlantischen Ozean. Ursprünglich eine spanische Kolonie, wurde die Westsahara 1975 von Marokko und Mauretanien besetzt, was zu einem langwierigen Konflikt führte. Die Befreiungsfront Polisario kämpfte gegen die Besatzung und erklärte 1976 die Demokratische Arabische Republik Sahara (SADR). Trotz eines Waffenstillstandsabkommens von 1991 zwischen Polisario und Marokko bleibt die Frage der Selbstbestimmung der Westsahara ungelöst. Der UN-Sicherheitsrat hat wiederholt Resolutionen verabschiedet, die ein Referendum über die Unabhängigkeit der Westsahara fordern, jedoch wurde dies bisher nicht umgesetzt.
Hilfe für die Schwächsten
Eure Unterstützung trägt dazu bei, dass wir uns um die Schwächsten kümmern können: Insbesondere Kinder und Frauen erhalten so Zugang zu medizinischer Versorgung. Wir versuchen, die Migrantinnen so weit wie möglich in das marokkanische Gesundheitssystem einzubinden, was zugegebenermaßen oft schwierig ist. Nicht selten kommen die Frauen bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft bei uns an. In vielen Fällen konnten wir aber die Integration in das marokkanische Gesundheitssystem fördern und haben damit nicht nur den Geflüchteten geholfen, sondern auch das lokale Gesundheitswesen entlastet. Allein in Laayoune haben wir im Jahr 2023 in unseren Einrichtungen knapp 100 Kinder unter einem Jahr registriert. Sie stammten von der Elfenbeinküste, aus Guinea, dem Senegal, aus Mali, Mauretanien, Kamerun, Gambia, Gabun und Liberia. In Dakhla haben Mütter von 115 Kindern unter fünf Jahren Hilfe bei uns gesucht, auch sie kommen aus den unterschiedlichsten Ländern Afrikas.
Steigende Akzeptanz
Wir sind froh, darüber berichten zu können, dass sich die Beziehung zu den Behörden verbessert hat und unsere Arbeit zunehmend anerkannt wird. Das hat Türen geöffnet. Die offiziellen Stellen in diesem muslimischen Land haben sich mittlerweile daran gewöhnt, dass wir uns als Katholiken sozial engagieren und sind froh über unseren Dienst. Obwohl wir weniger als ein Prozent der Bevölkerung ausmachen, konnten wir in vielen Fällen vermitteln und den Fachleuten im Gesundheitswesen auf die eine oder andere Weise helfen. Ein Beispiel für gelingende Zusammenarbeit ist unsere Mithilfe bei der Ausstellung von Geburtsurkunden. Manche Migrantinnen, die ihre Kinder in den Krankenhäusern von Laayoune zur Welt gebracht haben, sind mit ihren Kindern nach Spanien weitergereist. Nicht alle hatten eine amtliche Geburtsurkunde. Wir helfen ihnen, die nachträglich zu besorgen, was wichtig ist, damit die Babys auch in Spanien registriert und versorgt werden können. Ein besonderer Dank gilt auch den Freiwilligen, die unsere Teams bereichern. Die ehrenamtliche Mitarbeit einer Psychologin in Laayoune etwa ermöglicht es uns, professionelle psychologische Unterstützung anzubieten und sichere Räume für Migrantinnen zu schaffen, in denen sie sich austauschen und gegenseitig unterstützen können.
Bleibende Schwierigkeiten
Natürlich haben wir nicht nur Erfolge. Es gibt so manches, was wir uns besser wünschen. Unsere Versuche, Ausbildungsmöglichkeiten für Migrantinnen zu schaffen, erweisen sich als sehr mühsam. Eine ständig mobile Bevölkerung in eine relativ stabile Tätigkeit einzuführen ist nicht einfach. Vor allem dann, wenn der Verbleib am selben Ort durch die Behörden gefährdet wird. In einigen Fällen ist es uns zwar gelungen, Migrantinnen in Praktika oder Ausbildungen zu vermitteln, aber wir haben uns mehr erhofft. Ein weiteres heikles Thema ist die Wohnsituation vieler Geflüchteter. Die große Mehrheit der Migranten lebt in überfüllten Wohnungen. Sie zahlen etwa 20 Euro, um eine Ecke in einem Zimmer zu haben. Die Tatsache, dass sie keinen Wohnsitz und keine Papiere haben, hindert sie daran, einen Mietvertrag abzuschließen. Es ist ein fehlerhaftes System, denn viele, auch Migranten, nutzen die Situation aus, um unterzuvermieten und aus dem Elend anderer Menschen Geld zu machen. Da wir das nicht unterstützen möchten und auch fast alle unsere Versuche gescheitert sind, Vereinbarungen mit Vermietern zu treffen, haben wir diesen Posten nicht in unseren regulären Haushalt aufgenommen. Allerdings haben wir etwa 20 Personen, deren Fälle uns besonders heikel erschienen, geholfen: Teilweise haben wir die Miete übernommen, teilweise haben wir Hotelzimmer bezahlt. Oft mussten wir bei den „Vermietern“ vermitteln, damit die Personen nicht auf der Straße schlafen mussten.
Dankbarkeit für Interesse und Unterstützung
Ihr seht, es ist längst noch nicht alles perfekt, aber eure Spenden haben es uns ermöglicht, unsere Arbeit fortzusetzen und auszubauen. Weltweite Solidarität ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Mission, und wir sind zutiefst dankbar für jede Form der Hilfe. Allen, die uns und die Menschen, für die wir arbeiten, durch ihre Großzügigkeit, ihr Interesse und ihr Gebet unterstützt haben, ein aufrichtiges Vergelt‘s Gott.
Mit aufrichtiger Wertschätzung grüße ich euch aus der Westsahara