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Kenia
Dienstag, 19. September 2023

Der Wert und die Würde der Ältesten

Es ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen, respektiert und wertgeschätzt zu werden. Oft hängt menschliche Wertschätzung davon ab, ob ein Menschen für uns angenehm oder gar nützlich ist. Christlicher Glaube lehrt uns etwas anderes. Es geht darum, den Menschen als einzigartige Person zu schätzen und eine Beziehung zu pflegen, in der es eben nicht um Produktivität oder bloße Nützlichkeit geht.

"Wazee“ und „Wamama“

Während meiner Zeit in der Gemeinde von Kionyo in Kenia habe ich gelernt, unsere Ältesten zu schätzen, besonders die „Wazee“ und „Wamama“, die reifen Männer und Frauen, die einen guten Kampf geführt haben, um den Glauben im Leben der Pfarrei und des Ortes umzusetzen.

Einige von ihnen gingen vor vielen Jahren sogar für ein paar Nächte ins Gefängnis, wegen des Misstrauens und der Abneigung einiger Leute gegenüber den Christen und der Gemeinde.

Aber das ist mittlerweile vergeben und es herrscht Frieden. Dazu hat sicher auch das große Projekt zur Wasserversorgung beigetragen, das wir Oblaten dank vieler Unterstützer im Ausland und in Zusammenarbeit mit Menschen vor Ort verwirklichen konnten. Mittlerweile schätzen die Menschen die Partnerschaft mit uns Katholiken.

Ein echtes Glaubenszeugnis

Immer wenn ich mit der Krankenkommunion unterwegs bin und die alten und kranken Gemeindemitglieder in ihren Häusern besuche, spüre ich ihre Sehnsucht nach Respekt und Wertschätzung in der letzten Phase ihres Lebens. Sie wünschen sich nicht nur Anerkennung seitens der Jüngeren, sie haben immer noch viel zu geben.

Denn auch wenn sie älter, weniger aktiv und oft krank sind, wenn wir über Fragen des Glaubens sprechen, erinnern sie sich an die Barmherzigkeit und die Liebe Gottes, trotz all ihren Nöten. Das ist ein echtes Glaubenszeugnis. Auch die Verehrung, die sie der Eucharistie entgegenbringen, ist beeindruckend. Viele werden ganz aufgeregt, wenn ihre Angehörigen ihnen sagen: „baba padre amekuja na Ekaristi“, das heißt „der Pater ist mit der heiligen Kommunion gekommen“.

Ich sehe selten einen solch begeisterten Glauben in der jüngeren Generation, die leider sehr von ihrem Alltag in der modernen Welt gefangen ist. Ich erinnere mich noch gut an die letzte Person, der ich die Krankensalbung spenden konnte und auch zur letzten Ruhe gebettet habe. Ich bestehe immer darauf, mit dem Katecheten, die mich begleiten, und den Familienmitgliedern die Eucharistie zu feiern.

Tag der Ältesten

Während meiner Arbeit in der Gemeinde habe ich immer mehr erkannt, dass die Ältesten ein wertvoller Teil der Menschheit in den Augen Gottes sind. Als Gemeinde bereiten wir uns jetzt darauf vor, mit ihnen einen besonderen „Tag der Ältesten“ zu feiern; zu Weihnachten haben wir ihnen warme Decken und Jacken geschenkt, um ihnen unsere Wärme und Liebe zu zeigen.

Foto Vorschau: Emmanuel Max (pixabay). Symbolbild