Apostolat des Meeres
Seit 2017 arbeite ich in Madagaskar im „Apostolat des Meeres“ - so heißt das seelsorgliche Programm für die Fischer und Seeleute an der gesamten Küste unseres Inselstaates. In der pastoralen Arbeit der Kirchengemeinde bilden die Fischer eine eigene Gruppe.
Viele von ihnen haben keine gute Schulbildung oder schämen sich wegen ihrer Armut. Aus diesen Gründen bleiben sie dem normalen Gemeindeleben oft fern. Darum bieten wir ihnen besondere Kurse zur Vorbereitung auf den Empfang der Sakramente wie Taufe, Erstkommunion und Ehe an.
Meine Gemeinschaft tut diesen Dienst, hier an der Ostküste Madagaskars, schon wesentlich länger als ich.
Vor vierzig Jahren hat der Bischof uns Oblaten mit dem „Meeresapostolat“ in der Erzdiözese von Toamasina beauftragt. Wir sind damit für die Seelsorge und die karitativen Dienste für Seeleute und ihre Familien zuständig. Auch die Hafenarbeiter und alle Menschen, die vom Fischfang leben, gehören zu unserer Gemeinde.
Gemeinde unter besonderen Bedingungen
In erster Linie bemühen wir uns um den seelsorglichen Kontakt zu den hier ansässigen Fischern und zu den Seeleuten, die im Hafen von Toamasina an Land kommen. Wir besuchen regelmäßig die Familien der Fischer, feiern Gottesdienste auf Schiffen und in den Siedlungen der Fischerfamilien, kurz, wir organisieren das kirchliche Gemeindeleben unter den besonderen Verhältnissen dieser Bevölkerungsgruppe durch viele Kontakte, religiöse Unterweisung und die Feier der Sakramente.
Jedes Jahr im November feiern wir mit allen Gemeindemitgliedern den Sonntag des Meeres. Dabei gedenken wir der Verstorbenen und besonders der Fischer, die bei der Ausübung ihrer Arbeit ums Leben gekommen sind.
Die Lage der Fischerfamilien
Die einfachen Fischer sind eine arme Bevölkerungsgruppe. Wir kümmern uns deshalb auch um ihre sozialen Bedürfnisse. Dazu gehört beispielsweise die Speisung von Kindern aus besonders bedürftigen Familien.
In meinem Arbeitsbereich sind das momentan 190 Kinder, die täglich mit einem Essen versorgt werden. Von ihnen erhalten 80 auch eine Beihilfe für die Deckung der Schulgebühren. Mehr als 250 Familien werden von uns ärztlich betreut und mit Medikamenten und Lebensmitteln versorgt.
Diese Hilfsleistungen sind notwendig, denn die Familien der Fischer gehören zu den Ärmsten der Armen. Die Arbeit ist hart und aufreibend und dazu auch noch wenig ergiebig. Nicht, weil es an Fischen fehlt, sondern weil die großen Fischereiunternehmen das meiste wegfangen. Die kleinen Fischer fahren in Einbäumen oder in Auslegerbooten zum Fang hinaus, die meist nichts anderes als ausgehöhlte Baumstämme sind.
Die Leidtragenden der geschilderten Notsituation sind wie so oft die Kinder. Oft haben die Eltern ein solch geringes Einkommen, dass viele Kinder zuhause nur einmal täglich eine Mahlzeit bekommen.
Zukunftsperspektiven eröffnen
Neben den ganz drängenden Hilfsleistungen, die das Überleben der Ärmsten sichern, versuchen wir, den Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben. Wir organisieren Kurse zur beruflichen Ausbildung, für häusliche und familiäre Belange. Wichtig sind uns auch Kurse zur Gesundheitsvorsorge, um die hygienischen Verhältnisse zu verbessern und Krankheiten vorzubeugen.
Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Bildung. Denn nur wenn die Kinder der armen Familien eine Schulbildung erhalten, können sie auf eine bessere Zukunft hoffen. Schule und Ausbildung gehören zu den wichtigsten Faktoren, um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen und den Weg zu einer allmählichen Besserung der Verhältnisse zu öffnen.
Hilfe zum eigenen Engagement
Innerhalb des Apostolats des Meeres haben die Frauen eine besondere Vereinigung. Dort stellen sie traditionelle Handwerksarbeiten her, durch deren Verkauf sie ein Einkommen erzielen. Dieses Einkommen kommt besonders den Witwen der Fischer zugutekommt, deren Männer bei ihrer gefahrvollen Arbeit ums Leben gekommen sind.
Für die Fischer haben wir im Rahmen des Meeresapostolats ein eigenes Hilfswerk gegründet. Auf vielfache Weise stehen wir ihnen bei und helfen ihnen, so gut es geht. Da manche, die durch Fischfang ihren Lebensunterhalt erwerben müssen, mittellos sind, rüsten wir sie mit einfachen Booten aus, die für die traditionelle Art des Fischfangs geeignet sind. Außer dem Boot erhalten sie auch andere Ausrüstungen für ihre Arbeit: Kühlboxen, Schwimmwesten, Netze und anderes mehr.
Unsere hier kurz geschilderte Arbeit im Rahmen des Meeresapostolats wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung vieler Freunde der Mission in aller Welt. Durch ihre Verbindung mit den Missionswerken der Oblaten geben sie uns die Gewissheit, dass wir Missionare nicht auf einer einsamen und verlassenen Insel sind.
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