Vorschau
Mazenodfamilie
Freitag, 16. Juni 2023
Millionen Menschen sind im Kongo von Malaria betroffen - vor allem Arme und Kinder

Kostenlose Moskitonetze, teure Medikamente

Die heiße, schwüle Luft hängt über dem kleinen Dorf am Kongo, als die Sonne langsam untergeht. Die Bewohner ziehen sich in ihre Häuser zurück. Mit der untergehenden Sonne steigen Schwärme von Moskitos über dem Wasser auf, kleine, nachtaktive Stechmücken - Blutsauger. Doch die Moskitos saugen nicht nur Blut; sie bringen auch Krankheit: Die Malaria.

Brennpunkt Kongo

Im Jahr 2022 gab es in der Demokratischen Republik Kongo 27 Millionen Malariafälle, davon 13 Millionen Kinder unter 5 Jahren und 1 Millionen schwangere Frauen. So gut wie jeder war also schon erkrankt.

Laut dem National Malaria Control Program (PNLP) forderte die Krankheit 24.880 Tote, darunter 16.921 Kinder unter 5 Jahren. Damit liegt die Sterblichkeitsrate bei 1,2 Prozent – aber 68 Prozent der Todesopfer sind kleine Kinder. Malaria ist die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren, schwangeren Frauen und älteren Menschen.

Daher spielt Malaria in der Bevölkerung des Kongo eine wichtige Rolle. Es ist eines der am meisten betroffenen Länder der Welt, da dort die Anopheles-Mücken weit verbreitet sind – sie sind die Überträger für die Krankheit. Malaria wird durch den Einzeller Plasmodium verursacht, der in den Körper gelangt, wenn die Mücke sticht. Während der Vermehrung zerstört Plasmodium die roten Blutkörperchen und gibt dabei Giftstoffe frei, die eine Entzündungsreaktion im Körper auslösen. Das kann zu Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und anderen Symptomen führen.

Vorschau
In den Krankenhäusern im Kongo müssen die Patienten für ihre Versorgung selbst aufkommen

Der Umgang mit der Krankheit hängt von der Klasse ab

Die Menschen reagieren unterschiedlich auf Malaria. Das hängt von ihrem Bildungsgrad und ihren finanziellen Möglichkeiten ab, so Pater Egide Palata OMI, der als Arzt im Kongo arbeitet.

Gebildete Menschen halten sich eher an Präventionsmethoden: Sie verwenden Moskitonetze, die Insektizide enthalten, und wenden insektizide Sprays an – das kann dazu beitragen die Ausbreitung der Malaria zu verringern, indem die Anzahl der Mücken reduziert wird, welche die Krankheit übertragen. Gebildete Menschen gehen zudem schneller zum Gesundheitszentrum, wenn sie die klinischen Anzeichen spüren – das sind etwa Fieber, Gliederschmerzen, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen sowie Übelkeit bis zum Erbrechen.

Wer sich eine gute Behandlung nicht leisten kann, der beginnt mit einer Selbstmedikation: einheimische Heilpflanzen oder Medikamente auf Basis der Kombination Atemether – Lumefantrin, hergestellt von chinesischen und indischen Firmen im Kongo. Erst wenn diese Behandlung nicht anschlägt, kommen die Kranken ins Gesundheitszentrum – nicht selten dann schon mit Komplikationen wie Anämie, Nierenversagen, Verhaltensstörungen bis zum Koma.

Wie wird Malaria richtig behandelt?

Die wichtigste Schritt in der Behandlung ist die Gabe von Medikamenten gegen die Parasiten.

Danach folgt die Behandlung der Symptome; insbesondere geht es darum, das Fieber zu senken, die Patienten zu beruhigen, Bluttransfusion durchzuführen und Antibiotika zu verabreichen.

Bei Komplikationen ist dann auch Intensivmedizinische Versorgung mitunter nötig. 

 

Vorschau
Pater Egide Palata OMI ist Arzt und Priester

Wieso sterben so viele Kinder?

Auch die hohe Kindersterblichkeit ist teilweise auf das Verhalten der Menschen zurückzuführen.

„Meiner Erfahrung nach ist das Übergangsfenster zwischen mütterlichen Antikörpern im Baby und der Bildung eigenen Antikörper eine gefährliche Zeit, in der Kinder oft an Malaria sterben“, so Pater Palata.

„Die Kinder sind in diesem Alter sehr aktiv: Sie fassen alles an, stecken alles in den Mund, springen auf alles, was sich um sie herum bewegt. Dabei werden die Kinder leicht von Mücken gestochen, gegen die sie sich noch nicht wehren können.“

Kinder in dieser Altersgruppe haben daher oft malariabedingtes Fieber, das sich aber vorübergehend bessert – so wird die Krankheit von den Eltern oft vernachlässigt. Erst wenn das das Kind die Nahrung verweigert, sich unter hohem Fieber zu übergeben beginnt – dann bringen die Eltern es ins Krankenhaus.

In den meisten Fällen befinden sich diese Kinder bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Malaria mit Blutarmut, Nierenversagen. Es können neurologische Schäden auftreten, die eine multisektorenübergreifende Versorgung mit Reanimationsmaßnahmen erfordern. „Mit der begrenzten Technologie im Kongo haben wir es schwer, die Leben dieser Kinder zu retten“, so Pater Palata.

Wie geht der kongolesische Staat gegen Malaria vor?

Der kongolesische Staat arbeitet zur Bekämpfung der Malaria mit der „SANRU: Rural Health“ zusammen, finanziert von der Weltbank. SANRU soll Krankenhäuser des Staates mit Medikamenten versorgen, aber auch mit Moskitonetzen, die mit Insektiziden behandelt wurden.

„Moskitonetze werden tatsächlich kostenlos an die Familien verteilt. Allerdings werden die Medikamente häufiger in Privatapotheken verkauft als in staatlichen Krankenhäusern, wo sie eigentlich zur kostenlosen Malariabehandlung zur Verfügung stehen sollten. Das wurde gegenüber den Vertretern des SANRU-Partners immer angesprochen - jedoch noch nicht gelöst“, so Pater Palata.

Er leitet den Klinikverbund seiner Diözese. Auch dieser Verbund ist den Prinzipien der Gesundheitsversorgung im Kongo unterworfen: Die Menschen müssen selbst für ihre Behandlung aufkommen. Um sie zu unterstützen sind die Kliniken daher auf Spenden oder die Unterstützung lokaler Politiker angewiesen. So ist und bleibt die Malaria im Kongo weiterhin ein gesundheitliches und ein soziales Problem.