Märtyrer der Liebe Jesu
Jesus, ich liebe dich und ich möchte dich bis zum Wahnsinn lieben.“ Der „Wahnsinnige“, der das schrieb, war Alfons Manka, nicht einmal 20 Jahre alt, ein Oblaten-Novize; er konnte noch nicht ahnen, dass er nur noch wenige Jahre zu leben hatte, bevor sein zerschundener toter Körper in einem deutschen Lager verbrannt werden sollte.
Ein frommes Kind
Alfons wurde am 21. Oktober 1917 in Lisowice bei Lublinitz geboren, das damals zum deutschen Schlesien gehörte. Er stammte aus einer polnischen Familie, die fest im katholischen Glauben verwurzelt war. So betete er schon als Kind mit seinen Eltern den Rosenkranz, gerne auf Knien. An Sonn- und Feiertagen ging er regelmäßig zu Fuß die vier Kilometer zur Messe. Davon ließ er sich auch im eisigen Winter nicht abhalten; einmal wäre er fast auf dem Weg erfroren.
Nach dem Besuch der Grundschule im nunmehr polnischen Lubliniec wechselte er in das kleine Seminar der Oblaten in der Stadt; zuvor hatte er den Wunsch entwickelt, Ordensmann zu werden, hatte den Ruf Christi in sich verspürt, in seinen Dienst zu treten. Er folgte seiner Berufung auch weiter, als er ins Noviziat der Oblaten nach Markowice bei Inowrocław eintrat. Am 8. September 1938 legte er die ersten Gelübde ab, dann wechselte er in das Scholastikat bei Krobia und begann mit dem Studium der Philosophie.
Der Beginn des Leidensweges
Doch der Überfall der Wehrmacht auf Polen durchkreuzte seine Pläne. Nachdem die deutschen Truppen den Westteil Polens überrannt hatten, kehrte er nach Markowice zurück. Für die pol - nische Kirche begann eine Zeit der Verfolgung. Zahllose Priester und Ordensleute wurden in ihren Häusern eingesperrt, zu Arbeitsdiensten gezwungen, in Lager verbracht und dort bis zum Tode geschunden. So erging es auch Alfons Manka.
Am 5. Oktober 1939 wurde er zusammen mit den übrigen Oblaten in Markowice unter Hausarrest gestellt und zur Arbeit auf nahegelegenen Bauernhöfen abgeordnet. Ein Schicksalsschlag traf ihn, als sein Vater ins KZ Buchenwald deportiert wurde, wo er am 13. März 1940 starb.
Bald kam auch der Sohn in ein deutsches Lager: Am 4. Mai 1940 wurde er zusammen mit 15 weiteren Novizen und Scholastikern abgeholt und in ein Zwischenlager bei Mogilno gebracht. Schon dort wurde er so misshandelt, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Drei Tage später wurde er ins KZ Dachau überführt. Am 2. August 1940 kam er zusammen mit 1500 anderen Häftlingen in die „Hölle auf Erden“, wie das Nebenlager Gusen des KZ Mauthausen in Österreich genannt wurde.
Schon nach kurzer Zeit war seine schwache Gesundheit von der harten Arbeit im Steinbruch aufgezehrt und er brach zusammen. Dank der Fürsprache des Blocksekretärs wurde er auf die Krankenstation gebracht, wo Ärzte und Krankenschwestern um sein Leben kämpften. Vergeblich: Frater Manka erholte sich nicht mehr. Im Angesicht des Todes widmete er sich ganz dem Gebet und legte die Beichte bei einem Priester ab, der krank neben ihm lag. Am 20. Januar 1941, im Alter von nur 23 Jahren, starb Alfons Manka.
Eine Kette der Märtyrer
Die Zeitschrift des polnischen Oblaten- Scholastikates schrieb in seinem Nachruf: „Er starb wie ein Heiliger. Erschöpft vom Hunger, zwischen Schlägen und schrecklichen Qualen, ohne ein Klagelied zu äußern. Er hatte immer ein Gebet auf den Lippen.“ Als die Familie seine Habseligkeiten aus Markowice erhielt, fand sie unter ihnen einen Zettel mit der Aufschrift: „Ich werde Gott treu bleiben bis zum Tod!“ Ein Versprechen, das er gehalten hat.
Frater Alfons Manka ist der vierte polnische Oblate, für den ein Seligsprechungsprozess angestrengt wird und der erste, der sein Martyrium durch die Nationalsozialisten erlitt. Wenige Monate nach seinem Tod starb sein Mitbruder Josef Cebula im KZ Mauthausen. Cebula wurde am 13. Juni 1999 von Papst Johannes Paul II. in Warschau als einer von 107 Märtyrern seliggesprochen. Schon damals hatte es Überlegungen gegeben, Alfons Manka ebenfalls in den Prozess aufzunehmen. Aus zeitlichen Gründen hatte man sich damals aber dagegen entschieden.
Asketische Strenge, liebende Hingabe
Während seines Noviziates schrieb er ein geistliches Tagebuch. Es wurde von seiner Familie aufbewahrt. Durch seine Veröffentlichung ist das Lebensbeispiel und die Spiritualität Alfons Mankas für viele Menschen eine Inspiration geworden. Das Tagebuch offenbart das Ringen seines Autors um Heiligkeit; er strebte danach, sich immer intensiver der Liebe Jesu auszuliefern. Dabei erlitt er Zeiten der Trockenheit, aber auch der intensiven geistlichen Erfahrungen.
„Auf die Gottesmutter setze ich meine ganze Hoffnung. In ihren Händen sind die Schicksale meines Lebens … Sie wird mich nicht verlassen.“ Er strebte danach, dass sein Gebet eine ununterbrochene Kette wurde, nach dem Wort des Apostels Paulus: Betet ohne Unterlass (1. Thess 5,17). Daher versuchte er, das Ave Maria tagsüber stündlich zu rezitieren.
Manche Formulierungen wirken in der heutigen Zeit irritierend, etwa wenn er schreibt, „dass es nicht möglich ist, Gott ohne Opfer zu lieben… Das wahre Leben der Ordensleute muss von Minute zu Minute zwischen Verleugnung und Abtötung fließen… Jesus, um deinetwillen will ich leiden, leiden mein ganzes Leben lang! Jesus, für dich möchte ich weiterhin durch meine Tränen lächeln. … Der Kampf um Heiligkeit, um Vollkommenheit ist ein ständiger Kampf, ein Kampf mit mir selbst, ein Kampf mit der Welt … dafür versuche ich, mich selbst abzutöten.“
Es ist das strenge, asketische Ideal des Athleten Christi, der sich durch fortwährende harte Übungen und Kampf gegen die eigenen Schwächen auszeichnet. Das entsprach den spirituellen Vorstellungen der pianischen Epoche vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Doch die Gedanken Alfons Mankas weisen über ihre eigene Zeit hinaus auf den tiefen Zug der christlichen Spiritualität: Er blieb nicht bei äußeren Übungen und asketischer Strenge stehen; er erkannte, dass Heiligkeit im ständigen Wandel in der Gegenwart Jesu besteht und darin, dieser Gegenwart bei allen persönlichen Entwicklungen, Fehlern und äußeren Herausforderungen treu zu bleiben.