
Ein Zeuge der Liebe Christi in Laos
„Ich bin bereit für Jesus und werde sein Märtyrer sein, wenn ich dessen würdig bin und wenn er mich will. Inzwischen glaube ich, dass die Zeit schon sehr nahe ist“, schrieb der laotische Oblatenmissionar Titus Banchong Thopanhong, kurz bevor er 1976 von den Sicherheitskräften des kommunistischen Regimes von Laos verhaftet wurde.
Ein einfacher, zurückhaltender und sanftmütiger Junge
Titus ist der Name, den Banchong Topagnong im Alter von 8 Jahren erhielt, als er zusammen mit seiner Hmong-Familie in Nordlaos getauft wurde. In seinm Heimatdorf gehörte er in den Jahren von 1957 bis 1958 zu den Messdienern von Pater Mario Borzaga, dem Missionar, der 2016 seliggesprochen werden sollte. „Titus hat noch heute eine wertvolle Erinnerung an diesen Priester bewahrt, der sein Leben zutiefst geprägt hat“, erinnert sich Pater Fabio Ciardi OMI, der Pater Titus gut kannte.
Eine Demut nach dem Vorbild Jesu Christi.
Bei den Oblatenmissionaren hatte der junge Titus die Gelegenheit, seinen Glaubensweg zu vertiefen. Zwischen 1958 und 1969 besuchte er die Seminare zunächst in Vientiane und dann in Luang Prabang. Pater Angelo Pelis, ebenfalls ein Oblatenmissionar, der damals das Seminar in Luang Prabang leitete, erinnerte sich später an ihn als einen „einfachen, zurückhaltenden, sanftmütigen und lächelnden Jungen“. „Die Charaktereigenschaft, die ihn sein ganzes Leben lang prägen sollte, war die Demut: eine Demut nach dem Vorbild Jesu Christi“, so Pater Pelis. Der junge Titus beschloss, seine Ausbildung bei den Oblaten in Italien fortzusetzen. 1970 schickte ihn Monsignore Alessandro Staccioli OMI, Apostolischer Vikar von Luang Prabang, zum Studium nach Italien.
Pater Titus schreibt in der Rückschau: „Ich war noch unsicher über meine Berufung, aber nach und nach spürte ich in meinem Herzen den Wunsch aufkommen, Jesus auf radikale Weise nachzufolgen, das heißt, dem Herrn zu folgen, der sich sehr zu wünschen schien, dass ich ihn liebe. Er war es, der sich für mich interessierte, nicht ich für ihn. Er hatte mich nach und nach zu sich genommen und mir zu verstehen gegeben, dass ich in ihm immer den wahren Sinn meines Lebens finden würde“.
Während er sich in Italien aufhielt, kam es in seinem Land zu einem Regimewechsel, bei dem die kommunistischen Widerstandskämpfer der „Pathet Lao“ die Macht übernahmen. 1975 wurden alle Missionare des Land verwiesen.
Ich habe mich für die Kirche von Laos entschieden, und ich spüre, dass Gott mich dort und nicht anderswo haben will
Ein Priester für Laos
Pater Titus spürte den starken Wunsch in seine Heimat zurückzukehren und Priester für die Menschen in Laos zu sein. „Ich habe mich für die Kirche von Laos entschieden, und ich spüre, dass Gott mich dort und nicht anderswo haben will“, schrieb er. „Selbst wenn ich nur einen Tag lang Priester sein sollte, kehre ich nach Laos zurück“. Und weiter: „Ich habe beschlossen, nach Laos zurückzukehren, denn es gibt dort niemanden für das Apostolat. Ich kehre zurück, damit wir alle stärker werden, ich kehre zurück, um den Gläubigen zu helfen. Bei meiner Rückkehr habe ich mich für Gott allein entschieden; er ist es, der mich zurückkehren lässt, und deshalb kehre ich zurück“. In der Kathedrale von Vientiane wurde er am 28. September 1975 vom damaligen Bischof von Vientiane, Thomas Nantha, zum Priester geweiht, dem ersten der Volksgruppe der Hmong.
Am nächsten Tag schrieb er: „Ich habe keine Angst mehr, denn ich gehöre dem Herrn. Ich bin zu allem bereit. Ich bin überglücklich. Keiner kann mich von Ihm trennen. Jeden Tag entdecke ich mehr und mehr, dass Er mit mir ist. Ich habe Ihn… Er bittet mich um alles, ich gebe Ihm alles“.
Ein Zeugnis im Gefängnis
Er begann einen streng kontrollierten seelsorgerischen Dienst, mit drohender Verhaftung, zuerst in Luang Prabang, dann in Vientiane, schließlich in Paksane. Er fuhr mit seinem Motorrad durch die Dörfer, besucht die Menschen und spendete den katholischen Familien die Sakramente.
Obwohl er nie kritische Worte gegen die Machthaber gebrauchte, wurde Pater Tito dreimal inhaftiert und „lernte, selbst in der größten Not die Zärtlichkeit der Liebe Gottes zu erkennen“, erinnerte sich Pater Pelis. Über seine Inhaftierung erzählte er: „Man könnte sagen, dass die Mithäftlinge im Gefängnis alle bekehrt wurden, sie wurden gut. Mit Liebe kann man auch die Fesseln des Hasses sprengen“.
Pater Titus war ab Mitte der Siebziger Jahre sieben Jahre lang inhaftiert. Viele dachten, er sei umgebracht worden. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis beschwerte er sich nicht: „Ich wurde freigelassen“, schrieb er.
Römisch-katholische Kirche in Laos
In Laos leben rund 60.000 Katholiken - kaum 1 % der Bevölkerung. Von ihnen stammen nur wenige aus Laos selbst, die meisten kommen aus Vietnam. Bis heute gibt es keine Bistümer in Laos, sondern lediglich vier Apostolische Vikariate.
Das Apostolisches Vikariat Luang Prabang umfasst den Norden von Laos. Der Apostolische Administrator hat nicht in alle Regionen des Vikariats Zugang. Im Vikariat leben heute ca. 2900 Katholiken.
Ein Hirte ohne Bischofsweihe und Bischofssitz
„Nachdem sie mich freigelassen hatten, konnte ich alle Christen in der Provinz Siam aufsuchen und fand sie auch. Viele, die seit über 30 Jahren dort waren, hatten keine Priester mehr." Er konnte wieder als Seelsorger für die kleine katholische Gemeinde in Laos da sein, die heute etwa 60.000 Katholiken zählt.
Der Heilige Stuhl ernannte Pater Titus 1999 zum „Apostolischen Administrator“ des Bistums Luang Prabang - mit dem Ehrentitel „Monsignore“ und dem Recht, während des Gottesdienstes Mitra und Bischofsstab zu tragen. Etwa 10 Jahre nach seiner Ernennung durfte Monsignore Banchong endlich seine Bischofsstadt im Norden von Laos betreten. Für die Regierung war er lediglich der Manager eines Gästehauses.
2005 erhielt er die Erlaubnis, die erste katholische Kirche in Nordlaos seit 1975 zu eröffnen. In seiner pastoralen Arbeit ging er „Schritt für Schritt vor, wir gehen soweit der Herr es uns erlaubt“. Diese Hoffnung wurde wahr, als er die ersten neuen Berufungen zum Priestertum in der kleinen laotischen Gemeinschaft aufblühen sah. 2016 nahm er an der Seligsprechung von 17 laotischen Missionaren und Laien teilnahm, die zwischen 1954 und 1970 von kommunistischen Widerstandskämpfern getötet wurden - darunter sechs Oblatenmissionaren.
Ein langer Leidensweg
Monsignore Banchong letzte Jahre waren von Krankheit geprägt. Die Krankenhausaufenthalte wurden länger und häufiger. Am 30. November 2019 wurde sein Rücktrittsgesuch angenommen. Am 25. Januar 2025 ist Pater Tito Banchong verstorben. (Fides)