Berichte aus dem Kriegsgebiet
Mazenodfamilie
Ukraine
Samstag, 12. März 2022
Ukrainekrieg

Berichte aus dem Kriegsgebiet

Wir dokumentieren Meldungen und Briefe unserer Mitbrüder in der Ukraine und Polen, die wir in den ersten Wochen des Krieges erhalten haben.

In der Ukraine leben 30 Oblaten; sie haben den Status einer Delegatur, die Teil der polnischen Oblatenprovinz ist.

Oblaten bleiben bei den Menschen

Ich möchte euch ein paar Worte über die Situation der Oblaten in der Ukraine mitteilen:

In der vergangenen Woche wurde das Land von der russischen Armee angegriffen, der Krieg ist in vollem Umfang ausgebrochen, mit vielen unschuldigen Opfern.

Die Oblaten bleiben bei den Menschen. Sie öffnen ihre Häuser und Kirchen und beherbergen diejenigen, die Zuflucht suchen. Sie bleiben miteinander verbunden und organisieren regelmäßige Online-Treffen. Während des letzten Treffens am Samstag musste sich die Gemeinschaft in Kiew in den Schutzraum zurückziehen, weil Sirenen den Angriff ankündigten. Einige Ausrüstung aus dem Medienzentrum in Kiew wurde wegen der Bombardierung des Stadtteils, in dem es gelegen ist, an einen anderen Ort gebracht.

Die Oblaten sind guten Mutes, sie setzen ihren Dienst fort. Ich bin sehr dankbar für ihr Zeugnis und ihren Mut. Mögen sie sicher und frei sein von jeglichem Schaden!

Tausende von Flüchtlingen aus der Ukraine sind nach Polen geflohen. Wir stellen unsere Häuser zur Verfügung, um die Menschen in der Not zu beherbergen. So ist es auch bei vielen kirchlichen und anderen Einrichtungen. In unseren Kommunitäten und Pfarreien beten wir täglich den Rosenkranz für den Frieden.

Möge Gott uns Frieden schenken und möge es der Ukraine gelingen, ihre Freiheit zu verteidigen!

Pater Pawel Zając OMI, Provinzial in Oppeln, Polen

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Notunterkunft im Oblatenkloster

Dankbarkeit für Solidarität und Hilfe

Im Namen aller Oblaten, die zur Delegation in der Ukraine und in Russland gehören, und in meinem Namen, möchte ich meine große Dankbarkeit für die Hilfe und Ermutigung zum Ausdruck bringen, die wir erfahren haben.

Wir danken jedem aufrichtig, dass er uns und die uns Anvertrauten in dieser schweren Zeit des Krieges, durch ein persönliches Telefonat, eine E-Mail oder auf eine andere Art und Weise unterstützt hat.

Schon in den ersten Kriegstagen mussten wir uns des Öfteren vor den Angriffen mit Bomben in Sicherheit bringen. Aber wir Oblaten haben unsere Klöster und Pfarreien nicht im Stich gelassen, sondern sind geblieben, um die Menschen moralisch, spirituell und materiell zu unterstützen und ihnen Schutz in den Kellerräumen unserer Kirchen und Klöster zu geben.

In unserem Kloster, dem Marienheiligtum und der Kirche zu den Märtyrern des 20. Jahrhunderts in Tyvriv, wurde bereits in der ersten Kriegswoche eine große Gruppe von Gemeindemitgliedern aus Kiew sowie den Dörfern ringsum untergebracht, die von Bomben heimgesucht wurden. In der Kapelle zum Heiligen Josef haben wir eine Anbetung vor dem Allerheiligsten mit der Bitte um Frieden eingerichtet.

Solche Anbetungen finden auch in vielen Kapellen und Kirchen statt. In den verschiedensten Situationen unseres täglichen Lebens, ebenso während der Feier der Eucharistie, hören wir die Sirenen, die mögliche Bombardierungen und militärische Angriffe ankündigen, was bei allen Angst hervorruft.

Ganz besonders sind wir dankbar für jeden und jegliche Hilfe, die uns gegeben wird, besonders auch für euer Gebet. Wir glauben, dass Gott ein Wunder bewirken kann und uns Frieden schenkt.

Viele von euch nutzen die Gelegenheit und haben den Wunsch, uns und unsere Arbeit zu unterstützen. Vielen Dank dafür. Nur so wird es uns möglich sein, den uns Anvertrauten zu helfen und ebenso auch all denen, die Hilfe benötigen. Für all das sind wir dankbar und werden eurer im Gebet gedenken.

Pater Vitaly Podolan OMI, Delegatursuperior Obukhiv, Ukraine

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Das Oblatenkloster Obukhiv, die Zentrale der Oblaten in der Ukraine, liegt 30 km südlich von Kiew

An meine Gemeinde im umkämpften Kiew

In solch schwierigen Momenten des Lebens sind das Wort Gottes und das Gebet wichtige Stützen für uns.

Wir wissen aus der Geschichte, dass, wenn alle diplomatischen Mittel versagen, nur das Gebet die Welt vor der Zerstörung retten kann. Nur das Gebet kann die Ukraine retten. Unsere Soldaten brauchen unser Gebet, um unser Land zu schützen, unsere Regierung braucht das Gebet, damit Gott ihr Weisheit schenkt, unsere Feinde brauchen das Gebet, damit sie zur Vernunft kommen, und wir brauchen das Gebet, damit die Angst uns nicht überwältigt und unsere Herzen mit Frieden erfüllt sind. Deshalb müssen wir alle von heute an das Gebet intensivieren.

Die Oblaten, die in der Pfarrei St. Nikolaus arbeiten, werden den ganzen Tag im Gebet sein. Wir warten mit Jesus auf alle, die Angst, Einsamkeit oder Gefahr erleben oder Unterstützung, Hilfe und Trost brauchen. Denken Sie daran: Nur bei Gott ist es immer sicher! Trotz der Angriffe auf Kiew haben wir Oblatenmissionare die St. Nikolaus-Kirche und unsere Gemeinde in Kiew nicht verlassen.

Die ganze Welt betet für die Ukraine. Im Laufe des Tages riefen uns viele Menschen an und versicherten uns, dass sie mit uns trauern, weinen und beten. Die Anrufe kamen aus Italien, Frankreich, Polen, Spanien, Amerika und dem Vatikan. Das Größte, was wir Ordensleute an diesem Tag tun können, ist die Betrachtung Jesu in der heiligsten Eucharistie. Wir tun es für die Ukraine, für unser Volk, für unsere Gemeinde, für jeden von Ihnen.

Was auch immer geschieht – ob es eine Verbindung gibt oder nicht –wir sind den ganzen Tag für Sie da! Es gibt immer eine Gelegenheit, Ihnen die Sakramente zu spenden, was vielleicht das Beste ist, was man in einer so schwierigen Zeit empfangen kann.

Pater Pavlo Vyshkovskyi OMI, Pfarrer in Kiew, Ukraine

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Pater Vyshkovsky (i. d. Mitte) arbeitet als Pfarrer in Kiew. Die Pfarrkirche St. Nikolaus ist zu einem Zentrum zur Unterstützung der Menschen in Kiew geworden

Wir wohnen im Keller

Unsere Stadt Tschernihiw ist sehr in Mitleidenschaft gezogen.

Der Ort, in dem wir leben und arbeiten, liegt unweit der Grenze zu Russland und Weißrussland. Tschernihiw wurde seit Beginn der Invasion durch die Russische Föderation von feindlichen Truppen überrannt. Am 1. März begann der Beschuss mit „Grad“-Raketen, und es scheint, dass die russischen Truppen von weißrussischen Truppen unterstützt wurden. Der erste Beschuss endete gegen Mittag.

Heute ist Aschermittwoch, bis jetzt geht es uns noch recht gut. Wir haben sogar Internet und Kaffee. Die Nacht war ruhig, alle haben gut geschlafen. Wir hoffen, dass auch der Tag ruhig sein wird. In den Kellern des Hauses geht das tägliche Leben weiter, trotz der Gefahr, die von oben zu hören ist.

Seit Beginn der Invasion dient die Krypta unserer Kirche als Luftschutzkeller, in dem etwa 40 Personen, manchmal auch mehr, übernachten. Weitere 20 bis 30 Personen leben ständig im Keller des Klosters, um sich vor Beschuss zu schützen. Es handelt sich meist um junge Mütter mit Kindern, die einen sicheren Ort für ihre Kinder suchen und sich gegenseitig helfen wollen. Wir sind im Keller des Hauses. Hier wohnen wir, hier essen wir, hier kochen wir, hier beten wir.

Wir grüßen alle herzlich, wir versprechen unsere Gebete, und wir bitten auch Sie, für uns zu beten. Wie Sie sehen, halten wir uns ganz gut. Wir beten viel und grüßen Sie nochmals und bitten Sie um Ihr Gebet.

Pater Piotr Wróblewski OMI, Hausoberer Tschernihiw, Ukraine

Fotos

Alle Fotos: OMI Ukraine