Pfeiler der Gesellschaft
Jeder Einzelne, der sich ehrenamtlich engagiert, ist für mich so eine Art Fixpunkt, einer von ganz vielen Pfeilern, die unsere demokratische Gesellschaft tragen.
Was ist Ehrenamt?
Ehrenamt meint eine Aufgabe, die im Interesse des Allgemeinwohls geleistet wird, bei der die Arbeit weitgehend unentgeltlich ist und die in einem gewissen Maße im öffentlichen Raum stattfindet.
Weitgehend unentgeltlich, weil eine Aufwandsentschädigung erfolgen kann, etwa wenn ein Mitglied eines Stadtrats Sitzungsgelder erhält. Die Pflege der eigenen Eltern geschieht auch unentgeltlich und ist auch im Interesse des Allgemeinwohls, betrifft aber die Öffentlichkeit nicht.
Unbezahlte Überstunden im Unternehmen sind auch kein Ehrenamt, weil sie mit dem Beruf zusammenhängen und damit eine grundsätzliche Gewinnabsicht verfolgen. Der Begriff Ehrenamt ist zu ähnlichen Bezeichnungen nicht klar abgegrenzt, etwa zum freiwilligen Engagement.
Fast 29 Millionen Ehrenamtliche
Im Jahr 2019 engagierten sich 28,8 Millionen Menschen in Deutschland ehrenamtlich – das sind 39,7 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren. Zwischen den Erhebungen des deutschen Freiwilligensurveys von 2014 und 2019 ist die Engagementquote stabil geblieben.
Im Jahr 1999 waren es dagegen nur 30,9 Prozent. Im Zeitverlauf sieht man in den Jahren 1999, 2004 und 2009 ähnlich hohe Quoten (30,9, 32,7 und 31,9 Prozent). Die Autoren des Surveys erklären die positive Entwicklung mit gesellschaftlichen Faktoren wie der Digitalisierung und der zunehmenden Zahl von Vereinen.
Besonders ausgeprägt ist der Anstieg des Engagements bei Menschen ab 65 Jahren: In dieser Altersgruppe ist sie von 18,0 Prozent im Jahr 1999 auf 31,2 Prozent im Jahr 2019 der Bevölkerung gestiegen. Der höchste Anteil Engagierter war 2019 mit 44,7 Prozent bei den 30- bis 49-Jährigen zu finden, bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil bei 42,0 Prozent und bei den 50- bis 64-Jährigen bei 40,6 Prozent.
Der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) ist seit zwei Jahrzehnten die Basis für die Berichterstattung zum aktuellen Stand und zur Entwicklung des freiwilligen Engagements in Deutschland. Er wird alle 5 Jahre erhoben. Der aktuelle Survey erfasst die Daten von 2019.
Menschen mit hoher Schulbildung engagieren sich häufiger
Personen mit hoher Schulbildung engagierten sich zu 51,1 Prozent; mit mittlerer Bildung zu 37,4 Prozent; mit niedrigem Bildungsstand zu 26,3 Prozent. 2019 war die Ehrenamtsquote in Ostdeutschland (inklusive Berlin) mit 37,0 Prozent nur noch 3,4 Prozentpunkte geringer als in Westdeutschland mit 40,4 Prozent. Im Jahr 1999 betrug diese Differenz noch 7,9 Prozentpunkte.
Meistens bis zu zwei Stunden im Dienst
Im Jahr 2019 wandten etwa siebzehn Prozent der Ehrenamtlichen sechs und mehr Stunden Zeit für ihre freiwillige Tätigkeit auf. Dabei zeigt sich seit 1999 ein fortlaufender Trend: Zwischen 1999 und 2019 sank der Anteil der Engagierten, die mit sechs und mehr Wochenstunden viel Zeit investierten, um 5,9 Prozentpunkte. In der gleichen Zeitspanne stieg der Anteil derer, die bis zu zwei Wochenstunden investierten (1999: 50,8 Prozent, 2019: 60,0 Prozent).
Jeder vierte Ehrenamtliche hatte 2019 eine Leitungs- oder Vorstandsfunktion inne. Engagierte übernahmen im Zeitvergleich aber anteilig immer seltener leitende Tätigkeiten. 1999 hatten 36,8 Prozent der freiwillig Engagierten eine Leitungs- oder Vorstandsfunktion inne, 2019 waren es hingegen 26,3 Prozent.
Die meisten Menschen engagieren sich im Bereich Sport und Bewegung: Dort sind 13,5% aktiv. Es folgen Kultur und Musik mit 8,6%, der soziale Bereich mit 8,3% sowie Schule und Kindergarten mit 8,2%. 8,0% der Ehrenamtlichen gaben 2019 an, sich für Geflüchtete oder Asylsuchende zu engagieren.
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Monique Wüstenhagen Tafel Deutschland e.V